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Dank für große Spenden ist kein Tabu in der Kirche
Wer Kirchenmitglied ist und Geld verdient, zahlt Kirchensteuer. Wer viel verdient, gibt automatisch umso mehr an die Kirche ab, und manche Großverdiener spenden sogar zusätzlich. Die Kirchen würdigen Zuwendungen von Gutverdienern mit Dankesbriefen und Gala-Abenden. Beim Bitten und Danken kommt es auf den richtigen Ton an.

Eines vorweg: Namen und Geldbeträge gibt es in diesem Artikel nicht zu lesen. Wer wieviel Kirchensteuer zahlt, unterliegt dem Steuergeheimnis, und Großspender wollen in der Regel nicht genannt werden. Die Kirchenvorstände und die Spitzen der Landeskirchen allerdings wissen oft durch persönliche Kontakte, wer zu den Besserverdienenden gehört – und kümmern sich um sie. Bitte, Dank und Kontaktpflege gehören dabei zusammen, und es geht nicht nur um Geld, sondern vor allem um Menschen und Beziehungen.

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Zunächst einmal verzichtet die Kirche auf Geld – durch das Instrument der Kirchensteuerkappung, die gut verdienende Kirchenmitglieder beantragen können. Statt der üblichen neun Prozent der Einkommensteuer zahlen sie dann einen Prozentsatz vom zu versteuernden Einkommen, der zum Beispiel in Westfalen, Hessen-Nassau und dem Rheinland bei 3,5 Prozent liegt. Das ergibt bei Gutverdienern weniger als neun Prozent der Einkommensteuer. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gibt das Jahreseinkommen, ab dem ein Kappungsantrag gestellt werden kann, mit 265.000 Euro für Einzelpersonen und 530.000 Euro für Paare an.

Mit der Möglichkeit der Kappung "soll die hohe Kirchensteuerzahlung gewürdigt sowie der Dank für die bestehende Kirchenmitgliedschaft ausgesprochen werden", schreibt die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) auf ihrer Internetseite. Die Erfahrung habe gezeigt, "dass eine Vielzahl von besser verdienenden Steuerpflichtigen, die in den Genuss der Begrenzungsmöglichkeit gelangt sind, den erlassenden Betrag der Kirchengemeinde als Spende für einen bestimmten Zweck wieder zur Verfügung gestellt haben", so die EKiR. Die Steuerpflichtigen nähmen Kontakt auf, und oft ergäben sich intensive Gespräche über die Aufgaben von Kirche.

Erst Gemeinschaft, dann Ehrenamt, dann Geld

Die Gemeinden brauchen Geld über die Kirchensteuereinnahmen hinaus – für ihre Jugendarbeit, für die Kirchenmusik, für Personal und nicht zuletzt für den Erhalt ihrer Gebäude. Aber gehört es sich, die Mitglieder explizit um Spenden zu bitten? Vielerorts ist Geld noch ein Tabuthema, "gerade auch in der Kirche und unter Christen", schreibt Sebastian Carp, Pfarrer, Fundraiser und Stiftungsberater im Fundraising-Büro Mannheim, in einem Beitrag auf der Website der Fundraising Akademie, denn "Geld schafft Hierarchien und das passt (…) nicht in eine egalitäre Gemeinschaft wie die der Kirche".

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"Alle Mitglieder sind gleich viel wert, unabhängig von der Höhe der Kirchensteuer, die sie zahlen", darauf weist auch Michael Mädler von der Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern als allererstes hin und erinnert an das "Scherflein der Witwe" im Markusevangelium (Mk 12, 41-44). Ulf Compart, Leiter der Arbeitsstelle Fundraising in der Nordkirche, sagt sogar: "Ehrenamt ist wesentlich mehr wert als Geld." Es gehe in einer Gemeinde immer zuerst darum, Menschen zu gewinnen, "damit sie Glauben und Gemeinschaft erleben", dann erst könne das Thema Ehrenamt angesprochen werden und als letztes das Thema Geld.

Das Einwerben von Spenden ist eine Aufgabe des Fundraisings, das in den vergangenen rund 15 Jahren in fast allen Landeskirchen professionalisiert wurde. "Fund" heißt "Schatz" und "raise" heißt "heben". Ziel von Fundraising sei es also, "mit den Menschen zusammen Schätze zu heben und in die Gemeinde einzubringen", erklärt Ulf Compart von der Nordkirche, die sich noch in einer Fundraising-Pilotphase befindet. Es gehe "nicht um Tipps und Tricks, wie man den Leuten Geld aus der Tasche leiert", sondern um eine Haltung, um Beziehung und Kommunikation. Das Fundraising, so Ulf Compart, "zielt nicht auf die Summen, sondern auf den Menschen, der sich selbst einbringt".

"Das ist ein sehr sensibler Bereich"

Für Spenderinnen und Spender ist es wichtig, selbst zu entscheiden, wofür sie wieviel Geld geben, und dafür brauchen sie Informationen. "Erfolgreiches und am meisten genutztes Instrument sind die klassischen Spendenbriefe", erklärt Ingrid Alken von der Servicestelle Fundraising und Stiftungswesen bei der Fundraising Akademie, "je konkreter, desto besser". Bei großen Projekten wie der Sanierung einer Kirche sei es gut, eine Größenordnung anzugeben, wieviel sie insgesamt kostet und wie groß eine Spende sein könnte. So wurde für die Sanierung der Wittenberger Stadtkirche zum Beispiel die Aktion "500 x 500" gestartet, wobei natürlich auch 10 x 50 oder 500 x 1 Euro willkommene Spenden sind. "Rechenspiele sind immer gut", sagt Ingrid Alken.

Sebastian Carp empfiehlt den Gemeinden, sich folgende Frage zu stellen: "Wer von den Menschen, die mit uns verbunden sind, interessiert sich für das Projekt und ist in der Lage, es großzügig zu unterstützen?" Diese Frage ist in der Fachsprache in das so genannte "LAI-Prinzip" übersetzt worden. L steht für Linkage (Bindung), A für Ability (finanzielle Möglichkeiten) und I für Interest (Interesse). Die besten Chancen, eine Spende zu bekommen, bestehen dann, wenn bei einem Menschen alle drei Kriterien erfüllt sind. Dann braucht sich eine Gemeinde nicht zu scheuen, ihn anzusprechen.

Wichtiger als das Bitten ist das Danken – auch den Kirchensteuerkappern, denn sie zahlen ja trotz der Kappung überdurchschnittlich viel. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist deren Betreuung Chefsache und liegt in den Händen von Heinz Thomas Stiegler, Leiter der Kirchenverwaltung und Finanzdezernent. "Das ist ein sehr sensibler Bereich", findet Striegler. Die "etwas höheren Kappungsfälle" unterzeichnet er selbst und schickt den betreffenden Kirchenmitgliedern eine Antwort: einen persönlichen Brief zusammen mit dem aufwändig gestalteten Jahresbericht der EKHN. "Wir wollen Transparenz bieten", erklärt Striegler. "Wir stellen dar, was wir für Einnahmen und Ausgaben haben und stellen Handlungsfelder von Kirche dar."

Eine Schiffsfahrt auf dem See oder ein Abend im Kloster

Wer sich einbringt – ehrenamtlich oder finanziell – darf zu Recht Dank und Wertschätzung von der Kirche erwarten. Zunächst von der Gemeinde vor Ort. Ulf Compart empfiehlt, Dank mit (handgeschriebenen!) Grußkarten oder Konzerttickets auszudrücken – oder auch mit einem Blumenstrauß. "Entscheidend ist, dass ich den nicht schicke, sondern persönlich vorbeibringe. Das sollte nicht der Pfarrer machen, um nicht Seelsorge und Fundraising zu vermischen", warnt Compart.

In etwas größerem Rahmen organisieren manche Landeskirchen Empfänge, Gala-Abende oder Kulturveranstaltungen, um sich bei den zahlungskräftigen Mitgliedern zu bedanken. So lädt die Hannoversche Landeskirche einmal pro Jahr Kirchensteuerzahler und Großspender ein. Rund 100 bis 120 Menschen treffen sich meistens in einem Kloster, ganz wie es in Niedersachsen "stilistisch in die Landschaft passt", erklärt der Leiter der Fundraisingabteilung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Paul Dalby. Der Abend wird recht einfach gestaltet – mit Andacht, Essen, Information und Austausch – und "dient nur der Bedankung, nicht der Akquise, das gerade nicht!", betont Dalby. "Diese Menschen engagieren sich vor Ort für ihre Gemeinde, das möchten wir einfach honorieren, anerkennen, würdigen."

Die Leute "merken, dass die Landeskirche ihr Engagement wahrnimmt", sagt Dalby, und das führe dazu, "dass sie weiterhin tun, wofür ihr Herz schlägt." In ähnlicher Weise lädt die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Annette Kurschus, regelmäßig prominente Persönlichkeiten und gut verdienende Kirchensteuerzahler zu einer Schiffsfahrt ein – mal auf dem Wesel-Datteln-Kanal, mal auf dem Möhnesee. "Rückmeldungen zeigen, dass die Gäste das durchaus zu schätzen wissen", sagt der Pressesprecher der EKvW, Andreas Duderstedt. "Sie finden es nett, dass die Kirche so wertschätzend auf sie zugeht."