ZDF-Serie Herzensbrecher: Simon Böer (o.), Tom Hoßbach, Maurizio Magno, Lukas Karlsch, Gerrit Klein (v.l.)
Foto: ZDF/Martin Rottenkolber
Der verwitwete Pfarrer Andreas Tabarius - in Talar, ohne Sportklamotten - mit seinen vier Söhnen
Herzensbrecher: Attraktiver Pfarrer am Vorabend
Alleinerziehender Vater von vier Söhnen. Und Pfarrer. Das ist der Hauptdarsteller in der ZDF-Serie "Herzensbrecher". Eine Männerserie, in der Pfarrer Tabarius in Sportklamotten vor grundlegende und religiöse Fragen gestellt wird: Vergebung, Abtreibung, Trauung von Homosexuellen. Und dabei ziemlich attraktiv aussieht. Die Idee hatte der renommierte Autor Christian Pfannenschmidt.

In Ihrer Serie stehen ein Pfarrer und seine vier Söhne im Mittelpunkt. Und das auf einem Sendeplatz, der sehr geprägt war von Ärzten, Kommissaren, Hunden, Robben und Affen …

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Christian Pfannenschmidt: .. die allerhand Kunststücke konnten. Der Auftrag vom ZDF war, eine moderne Familiengeschichte zu erzählen - zwischen Privatleben und Job. Es gibt ja diese klassischen Berufsbilder, die im Fernsehen populär sind. Aber Arzt zum Beispiel wäre keine gute Idee gewesen, weil ich so hypochondrisch veranlagt bin, da hätte ich mich nach jeder Folge kränker gefühlt als vorher. Ich wollte unbedingt mal eine Männerserie machen. Da kam die Idee: alleinerziehender Vater mit 4 Söhnen.

Wie kamen Sie darauf, dass dieser Vater Pfarrer sein könnte?

Pfannenschmidt: Pfarrer, das heißt: viele menschliche Geschichten, die spannend, berührend und vielleicht auch komisch sind. Also wurde es eine Pfarrersserie, die aber tatsächlich eine Männerserie ist, über Generationen hinweg: vom Kleinsten mit 8 Jahren über den 22-jährigen Medizinstudenten bis hin zum Vater.

Einem sehr attraktiven Vater!

Pfannenschmidt: Ganz bewusst ist die Rolle so besetzt. Ein Mann, der unkonventionell ist und der, auch wenn er in Sportklamotten rumläuft, noch sexy aussieht. Er bedient bewusst nicht das Klischee des vielleicht zu ernsten Pfarrers.

"'Jetzt reicht’s aber mit dem Beten' gehört zur Glaubwürdigkeit"

Das gelingt Simon Böer. Als Pfarrer Tabarius wirft er schon mal mit der Bibel nach der Vorsitzenden des Presbyteriums. Keine Angst, dass die Leute da die Nase rümpfen?

Pfannenschmidt: Ich finde Naserümpfen großartig, weil das eine Emotion ist. Deshalb schreibe ich: Ich möchte Menschen berühren, damit sie diskutieren oder sich aufregen, sich erfreuen. Er wirft mit der Bibel ja im Affekt, da hätte auch ein Reiseplan der Deutschen Bahn liegen können. Aber da liegt eben die Bibel. Und das regt die Vorsitzende des Presbyteriums zu recht sehr auf und wir haben damit einen spannenden Konflikt.

Seinen Jüngsten unterbricht er schon mal mit "Jetzt reicht’s aber mit dem Beten".

Pfannenschmidt: Das hat auch was mit Glaubwürdigkeit zu tun. Jakob, der Kleinste, betet immer sehr spontan und immer sehr persönlich. Wenn er schlechte Laune hat, sagt er einfach nur "Lieber Gott, Danke für das Abendbrot. Amen." Ich finde es dramaturgisch wichtig, dass es in jeder Folge solche Rituale gibt. Aber mir liegt auch daran, dem Zuschauer nahe zu bringen, dass ein Gebet am Familientisch etwas Schönes sein kann.

"Wir behandeln Fragen, über die auch die evangelische Kirche diskutiert"

Sie konfrontieren die Zuschauer mit Themen wie Selbstmord, Schwangerschaftsabbruch, Beerdigung, Trauung von homosexuellen Paaren.

Pfannenschmidt: Relevante Themen sind mir gerade auch in einer unterhaltenden Serie wichtig. Wir behandeln Fragen, über die auch die evangelische Kirche diskutiert. Wir stellen Pfarrer Tabarius auf den Prüfstand. Beispielsweise mit dem Thema "Vergebung": Kann er dem Mann verzeihen, der seine Frau totgefahren hat?

Klingt nach Religionsunterricht!

Pfannenschmidt: Finde ich überhaupt nicht. Wir führen solche Diskussionen nicht oberlehrerhaft, sondern zeitgemäß und realitätsnah. Nehmen wir das Beispiel Selbstmörder. Hier stellt sich für den Laien die Frage, die in Wahrheit längst überholt ist: Darf jemand, der sich selbst getötet hat, auf einem Friedhof begraben werden? Wir beantworten sie in unserer Serie: Natürlich darf er das. Für die Zuschauer, die davon vielleicht nichts wissen, ist das doch auch eine interessante Geschichte. Warum gab es diese Möglichkeit früher nicht? Und warum hat sich die Kirche, jedenfalls die evangelische, mit diesem Thema auseinandergesetzt, sich gewandelt und so entschieden?

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Die Themen sind sehr persönlich: Einer der Söhne outet sich als schwul.

Pfannenschmidt: Wir zeigen dabei eine interessante und relevante Diskussion: Darf es für homosexuelle Paare eine Trauung geben oder nur eine Segnung? Ich finde es klasse, auch in einer Vorabendserie solche Problematiken anzusprechen und die Zuschauer vielleicht dahin zu führen, dass sie, genau wie unser Pfarrer, eine Haltung dazu entwickeln.

Doch auch der Herzensbrecher-Pfarrer kämpft mit ganz irdischen Problemen: Seine Gottesdienste könnten besser besucht sein.

Pfannenschmidt: Deshalb hat er unter anderem die Idee, den Gottesdienst von 10 auf 11 Uhr zu verlegen, damit mehr junge Familien kommen. 

Keine schlechte Idee.

Pfannenschmidt: Allerdings hat er in unserer neuen Staffel einen jungen, sehr traditionellen Pfarrer an seiner Seite, der dann sagt, die Kirche könne sich nicht immer nach dem Zeitgeschmack richten und müsse an Traditionen festhalten. Unser Pfarrer Tabarius bringt das Gegenargument, dass man auf die Menschen zugehen und die Kirche sich verändern muss, modern sein muss, um ihre Leute nicht zu verlieren. 

"Ja, ich bedanke mich bei Gott"

Wie wägen Sie ab, wie viele kirchliche Themen Sie den Zuschauern zumuten?

Pfannenschmidt: Von Zumutung kann sowieso keine Rede sein. Es ist eine Gefühls- und sicher auch ein bisschen eine Erfahrungssache. Ich möchte vor allem Menschen berühren, die mit Kirche nicht so viel am Hut haben. Deswegen können wir in 45 Minuten keine 20 Minuten-Predigt unterbringen. Trotzdem möchte ich subtil und sensibel das Thema Glauben in unserer Familiengeschichte erzählen.

###mehr-artikel### Beten Sie selbst?

Pfannenschmidt: Ja, ich bedanke mich bei Gott. Manchmal für einen Erfolg, manchmal für einen schönen Tag. Und manchmal sage ich Danke für die Kraft, aus einer schwierigen Situation herausgekommen zu sein. In Wahrheit bin ich wohl eher ein U-Boot-Christ, der nur ab und zu im Gottesdienst auftaucht, dann ganz schnell im Alltagsmeer versinkt und später denkt: Ach, man könnte ja mal wieder in die Kirche gehen. Das liegt allerdings auch am jeweiligen Pfarrer. Wenn der mir das Gefühl gibt, da finde ich eine Anregung oder eine Art von Spiritualität, dann ist es toll. Aber das ist leider nicht bei jedem Pfarrer so.

Haben Sie Berater mit theologischem Fachwissen?

Pfannenschmidt: Ich komme aus dem Journalismus und finde, dass man fiktionale Unterhaltung so erzählen muss, dass sie Hand und Fuß hat. Ich habe ausführlich mit Pfarrern gesprochen. Zudem hat mir die Produktion Fachberater und Rechercheure zur Seite gestellt, die jede Folge gegengelesen haben. Hinzu kommt, dass ich aus einer christlich geprägten Familie stamme und über ein sehr gepflegtes Halbwissen verfüge, was dieses Thema angeht.

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Kleiner Ausblick, was uns in den nächsten Folgen der zweiten Staffel erwartet?

Pfannenschmidt: Heftiges Vollwaschprogramm, was die Liebesgeschichten unseres Pfarrers, seine Arbeit in der Gemeinde und die Probleme in seiner Familie angeht. Ein Mann zwischen zwei Frauen. Ein Pfarrer im Kampf gegen einen üblen Kirchen-Karrieristen. Ein Vater mit Söhnen, die ihn alle unterschiedlich brauchen. Einer rutscht ins Drogenmilieu ab, ein anderer outet sich, der Älteste hat Probleme mit der Freundin.