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TV-Tipp des Tages: "Bella Block: Unter den Linden" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Bella Block: Unter den Linden", 11. Oktober, 20.15 Uhr im Zweiten
Eigentlich will Bella Block mit einer Freundin ein Kulturwochenende in Berlin verbringen, aber dann wird sie ohne Fahrschein in der S-Bahn erwischt, kann sich nicht ausweisen, weil ihr die Geldbörse gestohlen wurde, bekommt ohne Kreditkarte kein Hotelzimmer und verbringt die Nacht schließlich in einer Unterkunft für Obdachlose.

Das Ende ist nahe: Noch drei Filme, dann geht Bella Block endgültig in Rente. Zum Glück gibt es ja noch die früheren Fälle. Dieser hier stammt aus dem Jahr 2012 und war einer der ersten nach ihrem Abschied von der Hamburger Kriminalpolizei. Schon damals erwies sich dieser Rückzug als Glücksfall: Seit die rigorose Moralistin keine Marke mehr hat, ist sie in jeder Hinsicht unabhängig und darf daher in diesem Fall nicht nur in Berlin ermitteln, sondern auch Mitleid mit einem Mörder haben.

Zunächst aber verabschiedet sich der Film vom Krimigenre und erzählt eine ganz andere Geschichte, in der ausgerechnet die Star-Kommissarin innerhalb kürzester Zeit ihren sozialen Status verliert. Eigentlich will sie mit einer Freundin (Maren Kroymann) ein Kulturwochenende in Berlin verbringen, aber dann wird sie ohne Fahrschein in der S-Bahn erwischt, kann sich nicht ausweisen, weil ihr die Geldbörse gestohlen wurde, bekommt ohne Kreditkarte kein Hotelzimmer und verbringt die Nacht schließlich in einer Unterkunft für Obdachlose. Trotzdem trägt dieser Exkurs zur Wahrheitsfindung bei, denn Bella Block kommt überhaupt nur deshalb in die Bredouille, weil sie sicher ist, einen Mann bei einem Mord beobachtet zu haben.

Das Drehbuch stammt von Katrin Bühlig, die sich bereits einige herausragende "Bella Block"-Geschichten ausgedacht hat; darunter auch "Falsche Liebe" (2008) mit Peter Simonischek als charmanter Heiratsschwindler, in den sich die Kommissarin ziemlich heftig verliebte. Entsprechend irritiert ist sie nun, als sie in Berlin auf einen Restaurantbesitzer trifft, der dem Ganoven gleicht wie ein Zwillingsbruder. Auch wenn die Umsetzung dieser Drehbuchidee fast schon dreist ist, so macht sie doch großen Spaß, zumal die Chemie zwischen Hannelore Hoger und Peter Simonischek auf wunderbare Weise stimmt.

Altersarmut zur Primetime

Und noch ein alter Bekannter taucht wieder auf: Block-Kollege Müller (Max Hopp), der ihr schon in Hamburg auf die Nerven gegangen ist, entpuppt sich als zuständiger Ermittler für den Mordfall. Natürlich ist Block ihm auch diesmal ständig mehr als bloß einen Schritt voraus, zumal sie nun ja schon Zugang zu dem Milieu hat, in dem der Mörder lebt. Es handelt sich um einen würdevollen alten Herrn (Otto Mellies), der ein großes Herz für seine Mitmenschen hat. Sein Opfer war ein korrupter Mitarbeiter einer Firma für sozialen Wohnungsbau, dessen Machenschaften eine alte Frau in den Freitod getrieben haben. Müller hält den alten Mann für einen Serienmörder, der angeblich auch eine Frau vor eine U-Bahn gestoßen hat.

Die Krimispannung mag sich in Grenzen halten, aber das ist in diesem Fall kein Kritikpunkt. Martin Enlen hat die Geschichte mit großer Ruhe und Gelassenheit umgesetzt. Ebenso neugierig wie der Zuschauer verfolgt der Film, wie sich Bella Block in der für sie ungewohnten Umgebung zurechtfindet, wie ihr Hilfe von wildfremden Menschen zuteil wird und wie sie sich bei anderen für die Zuwendungen revanchiert.

Ein ausgesprochen ungewöhnlicher Samstagskrimi im ZDF; und erneut ein Beleg dafür, wie wichtig es ist, solche Geschichten im Rahmen einer etablierten Reihe zu erzählen, denn andernfalls hätte es ein Film über Altersarmut nie auf einen Sendeplatz am Samstagabend geschafft. Die entsprechende Strategie beginnt schon mit dem Titel "Unter den Linden", der sich keineswegs auf den Berliner Prachtboulevard, sondern auf einen gleichnamigen Friedhof bezieht.