Foto: epd-bild / Christian Ohde
Schwimmt die Kirche im Geld?
Wie steht's um die Kirchenfinanzen? Schwimmen die Kirchen wirklich im Geld, wie es die höheren Steuereinnahmen erscheinen lassen? Thomas Begrich, Finanzreferent der EKD, antwortet.

Die Kirchen schwimmen im Geld? So lautete kürzlich die Schlagzeile einer renommierten deutschen Sonntagszeitung. Anlass war ein Bericht über die Entwicklung der Kirchensteuern, die in der evangelischen Kirche in diesem Jahr erstmals die 5-Milliarden-Euro-Grenze überschreiten dürfte (in der katholischen Kirche bereits im Vorjahr). In der Tat: So hohe Kirchensteuereinnahmen hatten wir noch nie. Aber die Gemeindegliederzahlen sinken doch? Wie hängt das zusammen? Die eigentliche Ursache dafür ist das Kirchensteuersystem selbst, das durch die Anbindung an die staatliche Steuerregelung deren Grundgedanken übernimmt: Steuern zahlt nur, wer über ein entsprechendes Einkommen verfügt. Und wer mehr verdient, zahlt entsprechend etwas mehr. 

Es verlangt damit den Menschen nichts ab, was sie nicht tragen können. In Zeiten wirtschaftlicher Rezession mit einer hohen Arbeitslosenquote ist die Zahl derjenigen, die wirklich Kirchensteuern zahlen, deutlich geringer als in einer Zeit, in der es unserem Land - wirtschaftlich betrachtet - gut geht. Seit mehr als 20 Jahren haben wir in Deutschland die niedrigste Arbeitslosenquote und die höchste Beschäftigtenquote: Also mehr Menschen, die Steuern zahlen und mehr Gemeindeglieder, die Kirchensteuern zahlen. Ein faires und gerechtes System. Die Kirche teilt damit das Wohl und Wehe ihrer Gemeindeglieder. Das muss geradezu so sein, denn die Kirche ist nichts Fremdes: Es sind ja die Gemeindeglieder selbst, die die Kirche sind! Sie tragen damit die Arbeit der Kirche. Ermöglichen Seelsorge, Hilfe zur Daseinssorge, leisten einen Beitrag für unsere Kultur und die aktive Mitgestaltung für die Gesellschaft, in der wir alle leben, Christen und Nichtchristen auch.

Tatsächlich aber beträgt der inflationsbedingte Kaufwert unserer fünf Milliarden nur dem von 3,75 Milliarden Euro des Jahres 1994. Wir können uns heute also deutlich weniger leisten, als noch 1994! Rechentrick? Leider nicht. Die Kirchengemeinden spüren ja diese Realität deutlich. „In Geld schwimmen?“ Ganz bestimmt nicht!

Aber reich ist sie schon, die Kirche? Das ist doch immer mal wieder in Zeitungen zu lesen. Was hat es denn damit auf sich? Die summarische Aufzählung von Gebäuden oder Grundstücken hilft nicht. Man muss hinschauen, was für Gebäude das sind: 21.000 evangelische Kirchen, 9.000 Kindereinrichtungen, mehr als 15.000 Pfarrhäuser mit Gemeinderäumen, 3.000 Gemeindehäuser. Das dient der kirchlichen Arbeit. Und Grundstücke – seit alters her mit der Widmung für die kirchliche Zwecke versehen - stehen fast sämtlich im Eigentum der Kirchengemeinden und helfen die kirchliche Arbeit zu finanzieren. Reichtum? Vielleicht die Cranach-Altäre. Die aber sind eher der Reichtum unserer Kultur und kein materieller Reichtum.

Alles, was wir in der evangelischen Kirche bekommen und alles, was wir haben, dient nur dem einen Zweck: kirchliche Arbeit zu gestalten. Zu nichts anderem. Und darüber wachen nicht zuletzt Synoden und unabhängige Rechnungsprüfungsämter. Da ist es gut bestellt um unsere Kirche. Gott sei Dank. Und den Kirchensteuerzahlern auch.

Der Gastbeitrag ist ursprünglich erschienen in "Die Kirche", Berlin.

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Hier können Sie sich eine Übersicht über die Verteilung der Kirchensteuermittel anschauen. Die Grafik ist interaktiv. Sie können mit einem Klick auf ein Symbol hineinzoomen. Ein weiterer Klick führt zurück zur Gesamtansicht. Außerdem können Sie sich die Grafik herunterladen.