"Ich bin 1937 im Alter von elf Jahren in einer freikirchlichen Gemeinde in Essen getauft worden. Grundlage war meine persönliche Glaubensentscheidung. Eine Säuglingstaufe gibt es in dieser Freikirche nicht. Meine Eltern gehörten zu einer Brüdergemeinde. Mein Vater war Schuhmacher. Er reparierte und verkaufte in seinem Laden in Essen-Borbeck nicht nur Schuhe. Er besuchte auch kranke und arme Menschen in seiner Nachbarschaft und versuchte mit seinen bescheidenen Mitteln zu helfen. Für ihn gehörten beim Glauben das Wort, also das persönliche Glaubenszeugnis, und die Tat, also das diakonische Engagement, eng zusammen.
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Der Umgang der Nationalsozialisten mit den Juden erfüllte ihn mit Entsetzen. Spätestens seit der "Reichskristallnacht" war für ihn klar, dass dieses Regime nicht überleben würde, weil es sich an Gottes eigenem Volk vergriff. Er versuchte seinen jüdischen Nachbarn so gut es ging beizustehen. Mein Vater starb zwar schon 1940, aber sein Beispiel hat mich in meinem Glaubensleben nachhaltig geprägt – bis zum heutigen Tag.
Geprägt worden bin ich auch durch das Leben in der überschaubaren Gemeinschaft der Brüdergemeinde in Essen. Die Stubenversammlungen im Wohnzimmer meiner Eltern waren dem Regime ein Dorn im Auge. Die Nationalsozialisten zwangen die Brüdergemeinden zur Fusion mit den Baptisten, weil ihnen kleine, schwer zu kontrollierende Einheiten suspekt waren. So habe ich früh gelernt, dass das Leben als Christ nicht ohne Risiko ist und die Notwendigkeit mit sich bringt, Stellung zu beziehen.
"In der Glaubensgewissheit des ewigen Lebens möchte ich auch sterben"
Nach dem Krieg hörte ich neben meinem Medizinstudium in Bonn Vorlesungen von Karl Barth. Seine Bände der Kirchlichen Dogmatik habe ich tatsächlich alle gelesen – nicht nur einmal. Diese Theologie hat mein weiteres Denken und Handeln geprägt.
Die gute Nachricht des Christentums kann man wohl am besten zusammenfassen mit Johannes 3,16: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."
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Ich bin christlich getraut und war mit meiner Frau 56 Jahre verheiratet – bis zu ihrem Tod 2007. Es war für uns aber nicht selbstverständlich, unsere Kinder taufen zu lassen; sie sollten die Möglichkeit haben, sich selbst zu entscheiden.
Ich fühle mich evangelisch, wenn damit gemeint ist, dass das Evangelium von Jesus Christus mein Leben bestimmt. Als Christ fühle ich mich dem gegenüber verantwortlich, der mich berufen hat – Jesus Christus. Ich will sein Zeuge sein – in Wort und Tat. Ich bete regelmäßig morgens und abends, aber auch mehrfach am Tag. In der Glaubensgewissheit des ewigen Lebens, das uns durch Jesus Christus verheißen ist, möchte ich auch sterben.
Die Kirche soll Gemeinde Jesu Christi sein. Hier wird Gott gelobt und hier werden Menschen in die Nachfolge gerufen. Sie sollte kein Ort menschlicher Hierarchien sein. Im Gottesdienst sind mir das Gotteslob wichtig und die Predigt des Evangeliums. Was mich stört, sind manche Formen moderner Musik. Eine Distanzierung von meiner Religion kann ich mir nicht vorstellen."