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TV-Tipp des Tages: "Bloch: Die Geisel" (3sat)
TV-Tipp des Tages: "Bloch: Die Geisel", 7. Oktober, 20.15 Uhr auf 3sat
Ministerin Marianne Herbst wurde bei einer Dienstreise in Mittelamerika entführt und erst nach einem Jahr Geiselhaft befreit. Wieder in Deutschland, scheint sie ihr traumatisches Erlebnis verarbeitet zu haben.

Wann immer ein ARD-Sender oder 3sat einen "Bloch"-Film wiederholen, ist das Wiedersehen aufgrund des Todes von Dieter Pfaff im letzten Jahr mit großer Wehmut verbunden. Der Handlungskern dieses 18. Falls für den Psychotherapeuten Maximilian Bloch erinnert an einen früheren Film der Reihe ("Tod eines Freundes") und andere Geschichten über Afghanistan-Heimkehrer; mit dem Unterschied, dass diesmal eine Frau ein traumatisches Erlebnis verarbeiten muss. Obwohl Elmar Fischer das Drehbuch von Jörg Tensing mit einer fast dokumentarisch anmutenden Ruhe umgesetzt hat, gelingt es ihm, eine hohe Intensität aufzubauen. Nicht zuletzt wegen der immer wieder aufblitzenden Erinnerungsfetzen ahnt man früh, dass die Hauptfigur einen beträchtlichen seelischen Schaden davongetragen hat. Dass es sich bei der Frau um eine Landesministerin handelt, vergrößert naturgemäß nicht nur den Reiz der Handlung, sondern auch die Fallhöhe: Eifrig sägen die Kollegen an ihrem Stuhl; wer Parteifreunde hat, braucht keine Feinde.

Geisel von mittelamerikanischen Rebellen

Dabei hat Marianne Herbst (Claudia Michelsen) den grausigen Einschnitt in ihrem Leben offenbar gut überstanden: Ein Jahr lang war sie die Geisel von mittelamerikanischen Rebellen. Nach ihrer Rückkehr stürzt sie sich wieder in die Arbeit. Allerdings deuten gelegentliche Aussetzer darauf hin, wie fremd sie sich im eigenen Leben noch fühlt. Immer wieder verliert sie die Kontrolle über sich; eine Auseinandersetzung im Kabinett artet gar in eine Tätlichkeit aus. Auf Drängen ihres Mannes (Filip Peeters) konsultiert sie Bloch (Dieter Pfaff), der rasch spürt, dass die Ministerin nicht mit der ganzen Wahrheit rausrückt. Als der Rebellenführer verhaftet wird, konfrontiert sie ein Journalist mit einer überraschenden neuen Sicht der Ereignisse in Honduras: Die Geisel hatte sich dem Anführer als Geliebte angedient, um ihr Überleben zu sichern.

Wie so oft in den Filmen dieser Reihe bedient sich das Drehbuch kriminalistischer Versatzstücke, um auf diese Weise einen Krimi mit anderen Mitteln zu erzählen. Deshalb ist Bloch von der Wendung auch nicht weiter überrascht; ihm ist längst klar, dass die Brüche in der Beziehung zwischen der Politikerin und ihrem Gatten tiefere Ursachen haben müssen. Der Rolle des Analytikers eröffnet sich auf diese Weise ein neues Feld: Die Familien der Betroffenen hat Bloch bei seinen Nachforschungen ohnehin schon immer miteinbezogen; nun engagiert er sich auch als Ehetherapeut.

Die schwierigste Aufgabe in diesem Dreiecksverhältnis hat Claudia Michelsen, der es vortrefflich gelingt, die Fassade der sich stark und unangreifbar gebenden Ministerin mit feinen Rissen zu versehen. Großartig wie immer ist auch Filip Peeters als enttäuschter Ehemann. Dank Fischers konzentrierter Führung (gerade auch der Kinder) finden die Schauspieler exakt die richtige Dosierung. Die sorgfältige Bildgestaltung durch Jürgen Carle, dessen Kamera bei aller Gelassenheit dennoch kaum merklich stets in Bewegung ist, verdeutlicht zudem die innere Unruhe der Figuren. Bloß die parallel erzählte Nebenhandlung mit Blochs Lebensgefährtin, die sich wieder mal um ihren Sohn sorgt, ist erneut ein Fremdkörper. Der Seitenstrang wirkt wie ein Appendix, der nachträglich angehängt werden musste, damit Krumbiegel nicht bloß dekorativ in den Kulissen rumsteht.