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TV-Tipp des Tages: "Drunter und Brüder", 10. Oktober (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Drunter und Brüder", 10. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Charlotte steht zwischen zwei Brüdern. Mit dem einen ist sie verheiratet, mit dem anderen hat Sie Sex. Und das bei jeder Gelegenheit. Nur wissen darf niemand, dass Charlotte quasi seit ihrer Hochzeit mit Balthasar ein Verhältnis mit dessen Bruder Hubertus hat. Ihr erotisches Arrangement geht solange gut, bis sich Hubertus die entscheidende Frage stellt.

Schon der Arbeitstitel dieses ausgesprochen fröhlichen Films weckte die Hoffnung, dass "Drunter und Brüder" keine Komödie wie viele andere sein würde: "Zwei Brüder und die Antilopenschere" hieß das Projekt während der Dreharbeiten. Bei der Schere handelt es sich zwar keineswegs um ein Werkzeug, aber dafür kommt sie gleich zu Beginn zum Einsatz, als sich zwei der vier Hauptfiguren recht artistisch einem Seitensprung hingeben. Es handelt sich um Schwager und Schwägerin: Hubertus (Steve Windolf) und Charlotte (Valerie Niehaus) haben ein Verhältnis, das etwa so lange währt wie ihre Ehe mit Balthasar (Stephan Luca). Obwohl die Beziehung für Hubertus weit mehr als bloß eine Affäre ist, beendet er sie eines Tages, denn er hat sich in die attraktive Russin Anastasia (Natalia Avelon) verliebt. Als Balthasar ihm gesteht, dass auch er jemanden kennen gelernt hat, ahnt man schon, was nun kommt; aber Hubertus haut es buchstäblich vom Hocker, als sein Bruder ihm Anastasia vorstellt.

Großartige Ensemble-Dialoge

Ein früherer Film, an dem Kirsten Peters als Autorin beteiligt war, hieß "Liebe und andere Unfälle"; auch das wäre ein treffender Titel für diese von Ulli Baumann ausgesprochen flott umgesetzte Geschichte gewesen. Peters hat zuletzt bei der vergnüglichen (und ebenfalls von Baumann inszenierten) ZDF-Komödie "Familie Sonntag auf Abwegen" (2013) gezeigt, dass sie großartige Ensemble-Dialoge schreiben kann. Auch "Drunter und Brüder" lebt in erster Linie vom Wortwitz. Die Pointen sind dabei nie platt oder gar zotig, obwohl Sex für die Handlung naturgemäß eine große Rolle spielt. Der ungeheuer fleißige Comedy-Spezialist Baumann, der so viele Sitcom-Folgen inszeniert hat wie kaum ein anderer deutscher Regisseur, führt seine vier Hauptdarsteller ganz großartig. Gerade Steve Windolf, die Entdeckung aus der unterschätzten RTL-Serie "Doc Meets Dorf", macht seine Sache als Mann zwischen zwei Frauen wunderbar, zumal Baumann fast immer den perfekten Mittelweg zwischen Anspruch und Slapstick findet. Zur herausragenden Qualität des Films trägt auch die beschwingte Musik von Karim Sebastian Elias bei; mitunter klingt sie wie eine Verbeugung vor Henry Mancini.

Darüber hinaus zeugt schon die Spielerei mit dem Titel, als das B und das D aus dem Wort "drüber" die Plätze tauschen, von der Liebe zum Detail. Ähnlich originell sind viele Ereignisse am Rande, etwa Hubertus’ Radikalrenovierung der Tierarztpraxis, weil Anastasia beiläufig erwähnt hat, dass die Farbe Grün das Funkeln in seinen Augen zur Geltung brächte und sie die Einrichtung altmodisch fände; prompt bietet sich die Praxis kurz drauf als modernistischer Alptraum in Grün dar.

Höhepunkt und Finale der Handlung ist ein nicht geplantes, aber dafür umso turbulenteres gemeinsames Wochenende aller Beteiligten in der Jagdhütte der Familie. Balthasar bleibt nichts anderes übrig, als Anastasia seiner Frau als Hubertus’ Freundin vorzustellen, und prompt zieht die Russin alle Register, um ihn eifersüchtig zu machen. Am Ende der Verwicklungen gibt es beinahe zwei Todesfälle und irgendwann später ganz viel Nachwuchs.