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TV-Tipp: "Charlottes Welt - Geht nicht, gibt's nicht" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Charlottes Welt - Geht nicht, gibt's nicht", 18. September, 20.15 Uhr im Zweiten
Wo befindet sich der eigene Platz im Leben? Dieser Frage geht die Komödie "Charlottes Welt - Geht nicht, gibt's nicht", frei nach dem Roman "Charlottes Welt" von Susanne Fröhlich, nach.

Genau genommen ist der Titel eine Mogelpackung, denn die Heldin dieser Verfilmung eines Romans von Susanne Fröhlich ist mitnichten Teenager Charlotte, sondern ihre umtriebige Mutter. Der Titelzusatz ist quasi ihr Lebensmotto, und genau das ist Charlottes Problem: Sonja, Art Director in einer Werbeagentur, ist voller Energie und bekommt problemlos Kinder und Karriere unter einen Hut. Außerdem ist sie derart hip und jugendlich, dass Charlotte von allen Gleichaltrigen um diese Supermutter beneidet wird. Die Kommilitonen von Sonjas Sohn Max halten sie gar für seine neue Freundin. Dabei wäre es Charlotte viel lieber, wenn sich ihre Mutter benehmen würde wie andere Mittvierzigerinnen auch.

Gestörtes Verhältnis

Das gestörte Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist aber nur der Hintergrund, vor dem Katharina Reschke ("Hanni & Nanni") ihr Drehbuch entwickelt hat. Mit der Vorlage von Susanne Fröhlich hat die Handlung, die ausdrücklich nur "auf Motiven" des Romans basiert, im Grunde nur die Hauptfiguren gemeinsam. "Charlottes Welt" ist ein Jugendbuch, in dem die pubertierende Titelheldin als Erzählerin fungiert; und natürlich geht es in erster Linie um ihre Probleme. Roter Faden sind ihre Bemühungen, die Anerkennung der allseits beliebten Geraldine zu gewinnen. Dieses Motiv spielt auch bei Reschke eine wichtige Rolle: Charlotte, im Film von allen Charly genannt (im Buch sagt zumindest ihre Mutter "Lottchen"), will unbedingt auf Geraldines Siebziger-Party. Als erstes verrät sie ihren Tierschutzfreund Tizian und damit ihre Ideale, dann klaut sie zwei Flaschen Wodka, und schließlich soll sie der Mitschülerin einen Praktikumplatz in Sonjas Agentur besorgen. Da gibt es aber ein Problem: Sonja ist soeben gefeuert worden.

Teenager sind aber keine Zielgruppe der Fernsehfilme im ZDF, und deshalb ist diese Ebene auch nur eine von vielen in "Charlottes Welt". Reschkes episodisch aufgebautes Drehbuch reiht zwar mit Geschick eine Vielzahl kleinerer und größerer Katastrophen aneinander, wobei der zahlungsunfähige Ex-Mann Mathias (Stephan Kampwirth) immer wieder eine besondere Rolle spielt, doch der Handlungsreichtum hat fast zwangsläufig zur Folge, dass alles oberflächlich bleibt. Der Film ist durchaus kurzweilig, aber letztlich ein ebenso folgenloser Zeitvertreib wie bislang ausnahmslos alle Fröhlich-Adaptionen, von "Moppel-Ich" über "Treuepunkte" bis zum Kinofilm "Frisch gepresst". Immerhin kommt die Komödie ohne Christine Neubauer aus. Deren Selbstverständnis hätte sie zwar vermutlich auch für diese Rolle prädestiniert, zumal "Charlottes Welt" wie die beiden anderen TV-Filme ebenfalls eine Zieglerfilm-Produktion ist (wenn auch diesmal von der Tochterfirma in Köln); Aglaia Szyszkowitz ist jedoch dank ihres ungleich größeren darstellerischen Spektrums ohne Frage die bessere Besetzung; gerade die Berufsjugendlichkeit und die damit verbundenen Eitelkeiten verkörpert sie mit selbstironischer Spielfreude. Buch und Regie haben zudem von der quietschbunten Kleidung bis zum Klingelton ("Einmal um die Welt" von Cro) viele hübsche Details gefunden, um Sonjas "Hipness" zu illustrieren. Die junge Annika Schrumpf macht ihre Sache als "Charly" in ihrer ersten Beinahe-Hauptrolle auch recht gut.

Trotzdem ist die Arbeitsplatzebene interessanter als die Familiengeschichten, und das ist nicht nur eine Frage der größeren Pointendichte: In der PR-Agentur wird nach Kräften intrigiert, weshalb sich Sonja unter anderem muntere Zickenscharmützel mit einer jungen Konkurrentin (Henriette Richter-Röhl) liefert. Größer Gegenspieler ist ihr neuer Chef, den Maximilian Grill mit süffisanter Schnöseligkeit als Widerling verkörpert. Die besten Rollen haben allerdings die Alten: Filip Peeters als Create Director, der aus Altersgründen vor die Tür gesetzt wird, Gustav Peter Wöhler als Besitzer einer Leihwagenfirma, der nur mit Sonja zusammenarbeiten will, und Hansjürgen Hürrig als Bäcker von altem Schrot und Korn, der eher zufällig in die Geschichte gerät. Allein diesem charismatischen "Old School"-Trio zuzuschauen ist ein Vergnügen und entschädigt nicht nur für den doofen Titelzusatz, sondern auch für eine peinlich ungelenke Szene, in der Sonja ihrem Ex-Chef (und damit den Zuschauern) erklären muss, warum Menschen über 49 für die Werbebranche nicht mehr interessant sind.