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TV-Tipp: "Im Alleingang - Die Stunde der Krähen" (Sat.1)
TV-Tipp des Tages: "Im Alleingang - Die Stunde der Krähen", 16. September, 20.15 Uhr auf Sat.1
Maria Schwadorf ist drauf und dran, ein Star der Branche zu werden. Sie gilt als Trüffelschwein, das in jeder scheinbar wasserdichten Anklage die Schwachstelle entdeckt. Auf diese Weise gewinnt sie für ihren kaltschnäuzigen Chef Georg Actis auch die aussichtslosesten Fälle.

Der Handlungskern ist nicht neu. Hartherzige, nur auf den eigenen Vorteil bedachte Hauptfigur wird nach einem Unfall ein neuer Mensch: Das ist schon oft erzählt worden. Dass immer wieder Anwälte im Zentrum solcher Geschichten stehen (etwa in der beim Auftakt ganz ähnlichen ARD-Filmreihe "Ein Fall von Liebe" mit Francis Fulton-Smith), hat vor allem mit dem Image dieses Berufsstands zu tun. Außerdem lässt sich auf diese Weise ein Konflikt mit bereits bekanntem Personal konstruieren: Der Jurist verlässt seine Kanzlei und trifft beim ersten Fall regelmäßig prompt auf die Ex-Kollegen. Um seine Wandlung zu unterstreichen, sind die in der Regel noch unsympathischer als der Held zu Beginn des Films.

Trüffelschwein

So gesehen erzählt "Im Alleingang", die Wiederholung des Auftakts einer losen Sat.1-Reihe (ein zweiter Film, "Elemente des Zweifels", ist bereits ausgestrahlt worden), eine ziemlich unoriginelle Geschichte: Maria Schwadorf (Stefanie Stappenbeck) ist drauf und dran, ein Star der Branche zu werden. Sie gilt als Trüffelschwein, das in jeder scheinbar wasserdichten Anklage die Schwachstelle entdeckt. Auf diese Weise gewinnt sie für ihren kaltschnäuzigen Chef Georg Actis (Hannes Jaenicke) auch die aussichtslosesten Fälle. Um das Stereotyp perfekt zu machen, hat Maria auch ein Verhältnis mit dem verheirateten Mann. Nach einem Autounfall aber ist alles anders. Sie ist querschnittsgelähmt, muss fortan im Rollstuhl sitzen und passt damit nicht mehr in Actis’ Konzept der demonstrierten Unbesiegbarkeit.

Klugerweise verzichtet Hardi Sturm (das Drehbuch basiert auf einer Vorlage von Eva von Schirach) darauf, die Heldin über Nacht zu einem besseren Menschen zu machen. Stefanie Stappenbeck versieht die Anwältin auch im Rollstuhl mit der gleichen eisigen Ausstrahlung wie vor dem Unfall. Dass Maria gezielt die Auseinandersetzung mit Actis sucht und einen Mann verteidigt, dessen Frau sich ausgerechnet im Krankenhaus eine tödliche Infektion zugezogen hat, ist pure Strategie: Gewinnt sie den Fall, macht sie das auf einen Schlag bekannt. Natürlich entwickelt Maria trotzdem die für eine Hauptfigur unverzichtbaren positiven Seiten, aber eher beiläufig, was sie als Person um so glaubwürdiger macht.

Stefanie Stappenbeck spielt diese durchaus kantige Heldin ohnehin sehr überzeugend (Regie: Thomas Nennstiel): wie Maria versucht, auch weiterhin alles unter Kontrolle zu haben; bis der Strom ausfällt und sie ohne Hilfe nicht mehr aus der Wanne kommt. Wie sie sich gegen die Gefühle wehrt, die sie für ihren Physiotherapeuten (Ronald Zehrfeld) empfindet). Wie ihr, je mehr sie über die Seite der Betroffenen erfährt, langsam dämmert, dass es nicht immer bloß ums Gewinnen gehen kann, sondern dass Recht auch mit Gerechtigkeit und Gewissen zu tun haben sollten. All das hindert sie nicht, ihre Behinderung auch mal gezielt einzusetzen. Hannes Jaenicke wiederum hat sichtlich Spaß daran, seinem Kanzleichef jeden Funken Menschlichkeit auszutreiben. Selbstredend schließt Actis’ Berufsauffassung ausdrücklich auch persönliche Angriffe mit ein. Dass allen Beteiligten klar ist, wie berechtigt die Schadensersatzansprüche des Witwers sind, erhöht den Reiz des Films sogar noch.