Evangelische Bischöfe warnen vor Antisemitismus und Rassismus
Evangelische Bischöfe haben anlässlich des Israelsonntags die Kirchengemeinden dazu aufgerufen, Judenfeindschaft und Rassismus entgegenzutreten.

"Antisemitismus darf in Deutschland keine neue Heimat finden", fordert der kurhessische Bischof Martin Hein in einem Kanzelwort, das am Donnerstag veröffentlichte wurde. Es soll am Israelsonntag (24. August) in den Gottesdiensten verlesen werden. Der Berliner Bischof Markus Dröge schreibt: "Antisemitismus lässt sich durch nichts begründen oder rechtfertigen." Daher sei es auch nicht hinnehmbar, wenn versucht werde, ihn über Kritik an der Politik Israels wieder salonfähig zu machen.

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Die Deutschen müssten vor dem Hintergrund der Geschichte des Nationalsozialismus "wachsam für alle Anflüge von Rassismus zu sein", mahnt Bischof Hein. Öffentliche Kritik gehöre zur politischen Kultur eines demokratischen Gemeinwesens. Kritik müsse daher auch an der Politik Israels möglich sein, ergänzt der Theologe. Aber es sei deutlich antisemitisch, wenn in diesem Zusammenhang jüdische Menschen herabgesetzt und der jüdische Glaube diffamiert würden.

"Mit Erschrecken und Ratlosigkeit" verfolgten Christen den Krieg zwischen Israel und der Hamas, klagt der Bischof. Zwar bestehe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse Israels. Dem stehe aber gegenüber, dass den Menschen in Gaza durch massive militärische Schläge jede Hoffnung und Lebensperspektive geraubt würden, gibt Hein zu bedenken.

Kirche erinnert an Zerstörung des Jerusalemer Tempels

Die evangelische Theologie habe sich in der Vergangenheit schuldig gemacht durch ihre Feindseligkeit gegenüber dem Judentum, heißt es in dem Aufruf von Bischof Dröge. Die Grundordnung der Landeskirche erinnere an die Schuld der Kirche an der Ausgrenzung und Vernichtung jüdischen Lebens. "Gerade deshalb haben wir dafür einzustehen, dass Antisemitismus keine neue Heimat findet: nicht in unserer Gesellschaft und nicht in unserer Kirche", mahnt Dröge.

Der Israelsonntag erinnere daran, dass und Christen in der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 ein Zeichen der Treue Gottes zu seinem Volk sähen und zu einer grundsätzlichen Solidarität mit dem Staat Israel gerufen seien. Dazu gehöre eine verantwortliche und auch kritische Begleitung der Politik Israels", ergänzt der Berliner Bischof.

Am Israelsonntag, der in der evangelischen Kirche immer an einem feststehenden Sonntag im Kirchenjahr, dem 10. Sonntag nach Trinitatis, gefeiert wird, erinnert die Kirche an die Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 72 nach Christus. Der Israelsonntag dient auch der Rückbesinnung auf die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen. Seit den Gräueln der NS-Diktatur erinnern die Kirchen an diesem Tag vor allem an die Verfolgung der Juden.