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Faire Preise, faire Löhne: Das ist das Ziel der "Ballkampagne" von Andreas Schweighardt
Dortmunder Student verkauft faire Fußbälle
Für gute Fußbälle müssen Sportvereine viel Geld zahlen, obwohl sie billig im Ausland produziert werden. Bei den Näherinnen in Pakistan kommt das Geld nicht an. Mit seinem Start-up-Unternehmen will Andreas Schweighardt das ändern - für beide Seiten.
13.09.2014
epd
Nora Sonnabend

Andreas Schweighardt sitzt an einem rustikalen Holztisch in seinem Wohnzimmer in Schwerte. Der 27-jährige Student hat zwar noch kein eigenes Büro - aber schon ein eigenes Unternehmen. Sein Geschäft sind Fußbälle. Auf dem Tisch vor ihm liegen verschiedene Modelle. Alle haben das gleiche Grunddesign, unterscheiden sich aber in Farbe und Logo: Ein Ball ist schwarz und gelb, auf ihm das Wappen des TuS Holsterhausen - ein Amateurverein aus Essen. Normalerweise zahlen Fußballvereine für einen Ball bis zu 130 Euro. Andreas Schweighardts Bälle kosten knapp 30 Euro. 

Faire Fußbälle: Andreas Schweighardt möchte mit seiner "Ballkampagne" deutschen Fußballvereinen und pakistanischen Näherinnen helfen.

"Fair - in beide Richtungen"

"Ich wollte schon immer mit einer eigenen Idee Geld verdienen", sagt der Student. Aber nicht nur dieses Ziel möchte er mit seinem Unternehmen verwirklichen: "Die Bälle sollen fair sein - in beide Richtungen." Das heißt, nicht nur die Vereine zahlen faire Preise, sondern auch die Arbeiter, die die Bälle nähen, sollen davon profitieren.

2008 ist der Münchner zum Studium im Fach Sportmanagement nach Bochum gekommen, gerade macht er seinen Master im Fach Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Dortmund. Zu seiner Geschäftsidee kam er durch die Angebote für angehende Unternehmer an der TU. Er nahm am Gründungswettbewerb start2grow teil. Gewonnen hat er nicht - aber "Die Ballkampagne" gegründet.

Produziert werden die Bälle in Sialkot in Pakistan. "Dort gibt es 300 Fabriken. 70 Prozent aller Bälle auf der Welt kommen aus dieser Stadt", erklärt Andreas Schweighardt. Jedenfalls die handgenähten - für maschinell gefertigte Bälle ist inzwischen China das größte Herstellerland.

55 Euro Monatsgehalt

"Der Lohn eines Arbeiters in Pakistan ist unfassbar gering", sagt der Jungunternehmer. Selbst in Fabriken, in denen die Arbeitsbedingungen als fair gelten, gebe es ein Monatsgehalt von nur etwa 55 Euro. Von jedem verkauften Fußball der Ballkampagne soll deshalb ein Euro zusätzlich an die Näher gehen.

Es ist nicht einfach, die Fußballvereine von seinem Konzept zu überzeugen: "Viele sind skeptisch. Aber wenn ich ihnen erkläre, wie die Branche funktioniert, verstehen sie es. Große Marken wie Adidas und Nike beziehen ihre Bälle bei den gleichen Produzenten wie ich."

Nur, dass beim Kauf dieser Bälle für den Namen der Marke mitbezahlt werde. Die Marke der Ballkampagne sind die Vereine selbst: Sie bekommen Bälle mit ihrem eigenen Logo.

Ein Container voller Fußbällen

Schweighardt will Produktion und Lieferung der Bälle bündeln, um so günstig und umweltfreundlich wie möglich zu arbeiten. In der ersten Kampagne bis Ende Juli hat er 400 Bälle an zwölf Vereine verkauft. Das entspricht sieben zusätzlichen Monatsgehältern eines Nähers in Sialkot. Die nächste Kampagne startet im Januar. Schweighardts langfristiges Ziel ist es, einen Container vollzumachen: "Da passen 5.000 Bälle rein."

###mehr-artikel###Davon könnte der Dortmunder Student theoretisch 100 Arbeitern in der Fabrik ein zusätzliches Monatsgehalt finanzieren: "Am liebsten würde ich den Nähern, die für mich gearbeitet haben, persönlich einen Euro mehr pro Ball geben." In der Fabrik werden aber Bälle für viele verschiedene Firmen produziert. Deshalb soll das Geld in ein Projekt, das die Arbeitsbedingungen verbessert, investiert werden. Zum Beispiel eine Kantine. Konkret will Schweighardt darüber Ende des Jahres gemeinsam mit der Arbeitnehmer-Vertretung der Fabrik entscheiden.

"Wir wünschen uns mehr"

So machen das auch Unternehmen mit Fairtrade-Siegel, das die Ballkampagne noch nicht hat. Bisher spielt fairer Handel bei der Herstellung von Fußbällen kaum eine Rolle, sagt Edith Gmeiner von Fairtrade Deutschland: "Es gibt nur drei deutsche Produzenten, die Sportbälle mit dem Fairtrade-Siegel führen. Wir würden uns mehr wünschen."

Um Kosten zu sparen, arbeitet Schweighardt in seiner Wohnung in Schwerte. Bisher kann er von seiner Idee noch nicht leben, weil jeder Euro Gewinn zurück ins Unternehmen fließt. Ob sich das ändern wird, weiß er noch nicht: "Aber ich habe nichts zu verlieren. Wenn es nicht klappt, dann habe ich eben ein abgeschlossenes Studium und bei meiner Bewerbung eine tolle Geschichte zu erzählen."