###mehr-artikel### "Pilgern ist eine Form, spirituelle Erfahrungen zu machen, die auch immer mehr Protestanten anspricht. Es geht darum, Menschen zu begegnen und sich auf den Weg einzulassen. So ging es auch den Initiatoren des "Lutherweg 1521", auf dem sich einst der Reformator Martin Luther von Wittenberg über Eisenach auf dem Weg machte, um sich in Worms vor Kaiser und Reich den Vorwürfen zu stellen, er sei ein Ketzer.
Der Lutherweg 1521 startet an der Eisenacher Wartburg und zieht sich über 380 Kilometer und drei Bundesländer: Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz", sagt Bernd Rausch, Mitbegründer des Vereins "Lutherweg in Hessen".
Der erste Abschnitt in Thüringen von der Eisenacher Wartburg bis Berka/Werra ist schon ausgeschildert und eingeweiht. Bis nächstes Jahr sollen auch in Hessen erste Schilder den Pilgerweg weisen. Das Logo: grünes "L" auf weißem Grund plus die Jahreszahl 1521.
Herbergseltern werden noch gesucht
Weil einige Teile des historischen Weges heute mit Bundesstraßen oder Autobahnen überbaut sind, orientierte man sich bei der Streckenführung an vorhandenen Feld-, Wander- und Wirtschaftswegen sowie der alten Handelsroute "kurze Hessen". Insgesamt führt der Weg durch viele kleine Orte, die als Übernachtungsmöglichkeit dienen können, sagt Rausch. Wichtig sei, dass die Pilger andere Menschen unterwegs treffen. Denn das Pilgern lebe auch vom Austausch und der Begegnung mit anderen Menschen.
###mehr-info### Und wie jeder ordentliche Pilgerweg soll es einen Pilgerpass geben, in dem die Pilger in den Kirchen unterwegs ihren Pass stempeln können. Kurze Texte im Pilgerführer informieren über den Weg und verweisen auf Pensionen und Pilgerunterkünfte mit ehrenamtlichen Herbergseltern, die übrigens noch gefunden werden müssen.
Insgesamt soll das Land Hessen für die Ausstattung des Wegs bis zu 325.000 Euro zuschießen, wenn der Verein selbst 175.000 Euro einwirbt. Der Förderantrag und Ausschreibungen sollen in nächster Zeit auf den Weg gebracht werden, erklärt Bernd Rausch. Erst dann kann der Verein die Schilder anbringen lassen, Rastplätze und Bänke einrichten und natürlich auch die Pilgerpässe drucken lassen.
Das ist eine Mammutaufgabe, aber viele Ehrenamtliche machen mit. Man tauscht sich aus mit Kommunen und Tourismuseinrichtungen, mit Kirchengemeinden und anderen Initiatoren von Pilgerwegen und lokalen Wandervereinen. Spätestens bis 2016 soll alles fertig sein. "Schon jetzt aber kann man Tageswanderungen auf einigen Abschnitten des Wegs unternehmen, wenn man sich mit Kartenlesen gut auskennt", meint Rausch.
Vom Jakobsweg hielt Luther gar nichts
Dass Luther übrigens selbst nicht viel vom Pilgern gehalten hat, stört die Protestanten heute wenig. Im Mittelalter waren viele Pilger auf dem Jakobsweg ins spanische Santiago de Compostela unterwegs. Sie versprachen sich Ablass von ihren Sünden.
Heute jedoch geht es evangelischen Pilgern eher um die innere Wandlung auf dem Weg, und dafür könnte man eigentlich jeden Weg nehmen. Bernd Rausch sagt: "Du veränderst dich unterwegs und kommst als anderer an dein Ziel." Das sei bei Luther auf diesem Weg nach Worms sicher so gewesen. Er blieb sich selbst und seiner kritischen Haltung gegenüber den Kirchenfürsten treu und widerrief keine seiner Schriften. Luther wurde dafür vom Reichstag geächtet und für vogelfrei erklärt.