"Die Zahlen gehen zurück", sagt Uri Sharon. Der Direktor des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Berlin spricht von mehr als 20 Prozent weniger Touristen, die im Juli ins Heilige Land gekommen seien. Grund ist der Gaza-Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas. Sharon hofft auf eine rasche Rückkehr der Gäste. Israel sei als Urlaubsland so beliebt wie nie: Im vergangenen Jahr kamen 3,5 Millionen Touristen. Auch im ersten Halbjahr 2014 gab es eine positive Tendenz.
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Doch die militärische Auseinandersetzung, die Anfang Juli begann, bremste den Aufschwung. Auch deutsche Anbieter stornierten zahlreiche Gruppenreisen. "So lange es einen Raketenbeschuss des israelischen Kernlandes gibt, ist die Durchführung von Reisen für uns nicht vorstellbar", betont der Sicherheitsmanager von "Studiosus Reisen", Edwin Doldi. Gefahren könnten immer entstehen, doch dürfe man Touristen nicht "sehenden Auges" in Gefahr bringen.
Auch für Studienreisen brauche es Voraussetzungen, "die einer Urlaubsatmosphäre entsprechen", erläutert der Experte des Münchner Unternehmens. "Das sehen wir momentan nicht." Auch beim Stuttgarter Veranstalter "Biblische Reisen" wurden etliche Reisen gestrichen. "Die Sicherheit der Gäste steht an erster Stelle", sagt Geschäftsführer Georg Röwekamp. Er verweist zugleich auf psychologische Gesichtspunkte. Das persönliche Sicherheitsgefühl der Touristen hänge sehr von der Reiseleitung ab. So wolle ein deutscher Pfarrer, der die Situation vor Ort gut kenne, mit seiner Gruppe am 31. August nach Israel reisen.
Juli und August sind Nebensaison
Nach den Worten Sharons befinden sich trotz des Konflikts immer noch zahlreiche Urlauber im Land. Israel habe alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um sie vor Gefahren zu schützen. Der Verkehrsbüro-Direktor verweist auf die Ratschläge des Auswärtigen Amtes in Berlin: Die Gäste sollten 40 Kilometer Abstand zum umkämpften Gazastreifen halten, ansonsten könnten sie sich im Land frei bewegen. "Diese Hinweise sollten beachtet werden", sagt Sharon, der viele Jahre lang selbst Touristen durch Israel begleitete.
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In der katholischen Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg sind die Folgen des Gästeschwundes deutlich spürbar. Bis Ende August wurden alle Pilgermessen abgesagt. Das Kloster spüre, dass Wallfahrer und Touristen das Heilige Land gegenwärtig mieden, sagte der Benediktinerpater Nikodemus Schnabel vor kurzem den "Münchner Kirchennachrichten". Dies habe auch finanzielle Folgen. "2014 wird ein bitteres Jahr für uns im Kloster, da sind wir in einer Schicksalsgemeinschaft auch mit den anderen Händlern und kirchlichen Einrichtungen in Jerusalem."
Die Reiseveranstalter entscheiden gegenwärtig mit einigen Wochen Vorlauf, ob sie eine Reise ins Heilige Land anbieten oder nicht. Bei "Biblische Reisen" sind es drei Wochen. Bei "Studiosus" betrage die Frist einen Monat, erläutert Doldi: "Definitiv nicht weniger." Die Monate Juli und August gelten für Israelreisen ohnehin als Nebensaison - wegen der klimatischen Verhältnisse. "Die Sommerzeit wird von deutschen Besuchern normalerweise ausgespart", sagt Röwekamp, der auch theologischer Leiter bei "Biblische Reisen" ist.
Zwei Fünftel kommen wieder
Die Reaktion der Kunden auf die veränderten Reisebedingungen sei "sehr unterschiedlich", schildert Röwekamp. Grundsätzlich sei die Situation "längst nicht mehr so dramatisch wie früher", als bei einem bewaffneten Konflikt das gesamte Tourismusgeschäft in der betroffenen Region zusammengebrochen sei. Die Gäste informierten sich sehr genau über mögliche Gefahren, sagte de Geschäftsführer. "Sehr verständnisvoll" reagieren die Israeltouristen bei "Studiosus", berichtet Sicherheitsexperte Doldi. Das Unternehmen bringt jährlich rund 2.000 deutsche Gäste ins Heilige Land. "Biblische Reisen" nennt die Zahl von einigen tausend.
Sharon zufolge besuchten im vergangenen Jahr mehr als 250.000 Bundesbürger Israel. Sie seien besonders fasziniert von der Brücke zwischen Alt und Neu und zwischen West und Ost, die das Land biete. Was den Direktor des Verkehrsbüros, das für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig ist, besonders freut: Zwei Fünftel der deutschen Touristen besuchen das Heilige Land innerhalb von zwei bis drei Jahren ein weiteres Mal.