"The bridge between the gospel and the gamer" wollen sie sein, die Brücke zwischen der Botschaft Jesu und den Hunderttausenden, die in den Kölner Messehallen die neuesten Trends der Videospielwelt erleben wollen. "Gamer sind empfänglicher für unsere Botschaft, als man denkt", sagt Brian Buffon, einer der zwei Gründer von Gamechurch. Brian und sein Team sehen so aus wie viele andere auf der Messe: Menschen von 20 bis 40 Jahren, Gaming-T-Shirts, Piercings, Tattoos.
Auf den zwei Tischen von Gamechurch liegen Buttons, T-Shirts und Aufkleber. "Jesus loves gamers" steht da drauf. Die Rückwand des Standes ziert ein Bild von Jesus mit Xbox-Controller und Gaming-Headset. Es ist ein Hingucker. "Auf den ersten Blick wissen die Leute nicht, ob wir uns über Jesus lustig machen oder nicht", sagt Brian. Die Besucher kommen dann aus Neugier an den Stand. Wer möchte, kann nicht nur Button und Aufkleber, sondern auch eines der kleinen Bücher mitnehmen: "Jesus for the win", heißt es. Es ist das Johannes-Evangelium, ergänzt durch kleine erläuternde Abschnitte, den "Strategy Guide" für‘s Leben. Das Layout ist modern, die Botschaft schon 2000 Jahre in der Welt.
Nicht wie eine klassische Kirche wirken
2010 gründeten Brian Buffon und Mikee Bridges die Gamechurch in Ventura Beach, nördlich von Los Angeles, als eine Gruppe von Gamern, die nicht nur über World of Warcraft, sondern auch mal über Jesus reden wollten. Seitdem sind sie auf "Nerd-Conventions" unterwegs, wie Brian sie nennt, um die Botschaft von Liebe und Erlösung zu verbreiten, ohne wie eine klassische Kirche zu wirken.
"Wir sitzen nicht hier und zwingen den Leuten unsere Bibeln auf", sagt Brian, und trotzdem haben sie schon am ersten Tag der Gamescom 2.000 der kleinen Büchlein verteilt – so wie auf der E3, PAX oder dem Filmfestival South by Southwest. Die Gamescom ist ihre erste Missionsreise außerhalb der USA. Die Kosten trägt jeder aus dem Team selbst.
Auch in Deutschland haben die Amerikaner einen Anfang gemacht: Daniel Schmidt ist der erste deutsche Gamechurch-Vertreter. In seiner Heimatgemeinde St. Pauli in Lemgo hat er bereits eine Gamechurch-Lan-Party organisiert. "Da kamen Leute, die zu mir gesagt haben: Ich würde sonst nie in die Kirche gehen", berichtet er. Hierzulande ist Gamechurch als Verein organisiert, der Gamer zusammenbringen, Eltern von Gamern Hilfestellung geben und natürlich das Evangelium verbreiten will.
"Wir sind Gamer, die auch Christen sind"
Die Reaktionen auf ihre Mission sind mehrheitlich positiv. Gegenwind bekommt die Gamechurch nur manchmal, von überzeugten Atheisten oder konservativen Christen, die ihnen mangelnden Respekt vorwerfen, weil sie nicht ernsthaft genug mit dem Glauben umgingen.
"Denen sagen wir: Wir sind Gamer, die auch Christen sind, das ist es, was uns zusammenbringt." Und wo sie zusammenkommen, da wird eben auch über Jesus geredet. Auch beim Spielen selbst wollen die christlichen Gamer zu einem positiven Spielerlebnis beitragen – zum Beispiel ihre Gegner loben statt nach einer Niederlage auf sie zu schimpfen.
Vorschriften machen wollen die Gamer-Missionare aber keine. "Wir sind auch nicht dazu da, den Leuten zu sagen, was sie spielen dürfen und was nicht", erklärt Brian. Er hat kein Problem mit gewalthaltigen Spielen, solange sie nicht zu echter Gewalt führten – was sie nicht tun. Die allermeisten Spieler können sehr gut zwischen echter Gewalt und Gewalt im Spiel unterscheiden.
Aber, sagt Brian: "Selbst wenn Videospiel-Gewalt bei manchen Menschen so wirken würde, wie es manche Medien glauben – wäre das nicht ein noch viel stärkerer Grund, die Botschaft Jesu von Hoffnung und Erlösung zu diesen Menschen zu bringen?"