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TV-Tipp des Tages: "Das Millionen Rennen" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Das Millionen Rennen", 13. August, 20.15 Uhr im Ersten
Mathias Wengeler ist ganz unten angekommen. Job weg, Frau weg, und am schlimmsten: Seine geliebten Tauben und somit sein Lebensinhalt sind Opfer eines Massakers geworden; und alles bloß, weil der dämliche Nachbar die Tür zum Käfig offen gelassen hat. Aber es gibt eine letzte Hoffnung.

Sie gelten als das Rennpferd des kleinen Mannes: Den Besuch der Rennbahnen haben sich die Malocher im Ruhrgebiet nicht leisten können, aber dafür hatten sie ihre Tauben. Im Lauf der Jahre werden viele Frauen ihre Männer vor die gleiche Wahl gestellt haben wie Rita, die Gattin des Antihelden dieser Geschichte: die Tauben oder ich. Und manch’ eine wird die Frage womöglich bereut haben, weil die Männer nicht lange überlegen mussten.

"Das Millionen Rennen" erzählt die Geschichte eines dieser Männer. Die Zechen sind schon lange dicht, aber er lebt immer noch in seinem Elternhaus in der Bochumer Bergarbeitersiedlung. Sein Geld verdient Mathias Wengler nicht im Bergbau, sondern in einem Callcenter, wo er versuchen soll, Menschen telefonisch Zeitschriften anzudrehen. Allerdings ist er viel zu gutmütig für diesen Job. Sein schnöseliger junger Chef hat ihn schon lange auf dem Kieker.

Job weg, Frau weg, Tauben weg

Axel Prahl ist eine wunderbare Besetzung für diese Rolle. Es gibt nicht viele große Schauspieler, die den so genannten kleinen Mann wirklich überzeugend verkörpern können, aber er macht das großartig. Diese stille Zufriedenheit über das bescheidene Glück, das sich Mathias aufgebaut, die Verzweiflung, als Rita ihn vor die Wahl stellt: All das ist von eindrucksvoller Glaubwürdigkeit. Das gilt erst recht für den Schock, als seine einst vom Vater übernommenen Tauben einem Massaker zum Opfer fallen. Schuld dran ist Nachbar Ronny Kowallek, mit dem Mathias ohnehin seit gemeinsamen Kindheitstagen eine Rechnung offen hat, und jetzt bricht die ganze aufgestaute Wut aus ihm heraus: Ronny hat die Käfigtür aufgelassen, und ein räuberischer Vierbeiner hat sämtliche Tiere getötet.

Die Rolle des halbseidenen Nachbarn ist wie geschaffen für Peter Lohmeyer, der als gebürtiger Sauerländer zudem den richtigen Zungenschlag mitbringt. Im Grunde ist Ronny ein kleines Licht, aber das macht er durch großspuriges Gehabe wieder wett. Von ihm stammt auch der Plan, der das ganze Unglück überhaupt erst ausgelöst hat: Er will Mathias überreden, an einem mit einer Million Dollar dotierten Taubenrennen in Südafrika teilzunehmen. Als Rita ihren Mann vor die existenzielle Wahl stellt, ist Ronny die Rettung: Mathias bringt seine Tauben einfach im verlassenen Schlag vom kürzlich verstorbenen Vater Kowallek unter. Aber nun hat Mathias alles verloren: Der Job ist weg, weil er alles stehen und liegen ließ, als ihn die Nachricht vom Massenmord erreichte, Rita ist ebenfalls weg, und seine geliebten Tauben sind auch nicht mehr.

Die Geschichte, die sich der waschechte Bochumer Benjamin Hessler ausgedacht hat, ist eine hemmungslose Hommage ans Ruhrgebiet. Das Drehbuch strotzt nur so von Klischees, die aber samt und sonders überaus liebevoll in die Geschichte integriert sind. Wenn Vater Kowallek zu Grabe getragen wird, erklingt selbstredend "Der Steiger kommt." Hessler hat ohnehin eine Vielzahl schöner Ideen integriert. Die Tauben von Mathias heißen ausnahmslos Richard Burton und Liz Taylor, und da die betagteste Taube grundsätzlich verspätet von ihren Ausflügen zurückkommt, kann Mathias eine neue Linie züchten und doch noch am "Million Race" teilnehmen. Aber weil Ronny natürlich auch beim Wettfliegen in Südafrika ein krummes Ding am Laufen hat, kommt am Ende doch alles ganz anders.

Ähnlich treffend besetzt und nicht minder gut gespielt sind die Frauen der Geschichte, zumal sie den Männern in jeder Hinsicht überlegen sind: Beata Lehmann als Rita, Luise Risch als Mathias’ sture 17jährige Tochter und Friederike Becht als seine ebenso attraktive wie sympathische Kollegin im Callcenter. Regie führt Christoph Schnee, dessen Erfahrung mit komödiantischen Stoffen ("Nikola", "Danni Lowinksi") dem Film natürlich zugute kommt. Eine ausgesprochen liebevoll gemachte und entsprechend liebenswerte, warmherzige  Komödie.