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Filmkritik: "Planet der Affen: Revolution"
Auf den Affen gekommen: Die erfolgreiche Neuauflage der "Planet der Affen"-Serie geht mit "Planet der Affen: Revolution" in die zweite Runde. Wo sich bislang alles um die Menschen und ihre Zweifel drehte, stehen nun die Affen im Zentrum.
06.08.2014
epd
Barbara Schweizerhof

Was bisher geschah: In der 2011 gestarteten Neuauflage der "Planet der Affen"-Serie verabreichte ein Wissenschaftler dem Schimpansen Caesar ein potenzielles Heilmittel gegen Alzheimer. Der daraufhin hyperintelligente Affe brach aus dem Labor aus und zettelte einen Aufstand gegen seine Unterdrücker, die Menschen, an. Bald danach infiziert die sogenannte "Affengrippe" die Menschheit.

Im aktuellen Nachfolger hat der vor nunmehr zehn Jahren freigesetzte Virus die Menschheit nahezu ausgerottet. Die wenigen Überlebenden hausen in den überwucherten Ruinen von San Francisco und sind auf der Suche nach Stromversorgung. Ein in der Nähe befindlicher Staudamm könnte Abhilfe schaffen. Doch um dort hinzugelangen, müssen die Menschen durch den Wald, in dem Caesar mit seinem Affenvolk lebt.

Gespielt wird Caesar abermals von Andy Serkis - in den 90er Jahren hätte man über eine solche Aussage zu einer "Affenrolle" noch gelacht. Doch das Performance-Capture-Verfahren, eine Weiterentwicklung des Motion-Capture-Verfahrens, das nicht nur Körperbewegungen, sondern auch die Mimik des Schauspielers aufzeichnet, macht es möglich: Serkis, seit seinem Gollum in den "Herr der Ringe"-Filmen der wohl bekannteste Darsteller nichtmenschlicher Filmfiguren, verleiht seinem digital erzeugten Affenanführer eine fein nuancierte Persönlichkeit. Aber auch Toby Kebbell in der Rolle des traumatisierten Laboraffen Koba überzeugt: Der von Narben übersäte Schimpanse lernt im Verlauf des Films den Umgang mit Schusswaffen und wird zum Krieg gegen die verhassten Menschen aufrufen.

"Man kann wunderbar etwas über die Menschen sagen, wenn man selbst kein Mensch sein muss", sagt Andy Serkis im Promointerview. Für ihn bedeutet Performance-Capture eine "Befreiung des Schauspielers", weil die Grenzen des menschlichen Körpers bei dieser Methode kein Hindernis mehr darstellen.

Damit greift der Film produktionstechnisch auf unerwartete Weise eines der Leitthemen der "Planet der Affen"-Reihe auf. Schließlich wurde schon in Franklin J. Schaffners gesellschaftskritischem Originalfilm von 1968 Rassismus in jeglicher Ausprägung angeprangert. "Revolution" spiegelt also nicht nur die Motive und Szenarien der Originalserie wider, sondern setzt diese dank Performance-Capture in Bilder von erschreckendem Realismus um.

Menschlicher handeln als die Menschen

Vom Camp-Appeal der alten Affenmasken - für den Zuschauer immer auch ein erlösend-vergnüglicher Aspekt - ist nun nichts mehr zu spüren. Konsequent liegt der dramaturgische Schwerpunkt bei den Affen und der Entwicklung ihrer Gesellschaft. Die Menschen haben hier eindeutig das Nachsehen. Das gilt vor allem für den Wissenschaftler, verkörpert von einem herrlich verzweifelt agierenden Gary Oldman. Für ihn sind die Affen schuld am Virus, der die Menschheit ausgerottet hat.

Am Ende muss der Schimpanse Caesar menschlicher handeln als die Menschen. Regisseur Matt Reeves ("Cloverfield") ist ein elegant-moralisches Lehrstück in Gestalt eines effektvollen Blockbusters gelungen.

Regie: Matt Reeves. Buch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Mark Bomback. Mit: Andy Serkis, Jason Clarke, Gary Oldman, Keri Russell, Toby Kebbell, Kodi Smit-McPhee. Länge: 130 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.