Der frühere Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber sagte laut Manuskript, jener Krieg habe die politische Landkarte Europas verändert. "Noch heute spüren wir, dass einige der Konflikte von damals noch immer nicht gelöst sind."
Damals habe auch die evangelische Kirche den Kriegseintritt als gerecht legitimiert. "Dieses Versagen und diese Schuld erfüllen uns heute noch mit Scham", betonte Weber, der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ist. Zugleich verwies der frühere Bischof auf die 90 evangelischen Theologen, die sich noch am 1. August 1914 in Konstanz trafen und versprachen, Wege des Friedens zu suchen. Ihr Beispiel und die europäischen Geschichte lehrten, dass Versöhnung zwischen ehemaligen Feinden zu einer Ordnung des Friedens führen könne.
"Aus den Schrecknissen des Ersten Weltkriegs lernen"
Die Synodenpräses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, sagte, eine europäische Friedensordnung sei auch heute noch nicht selbstverständlich. "Denn wieder werden in Europa Konflikte mit Waffengewalt ausgetragen, weltweit nimmt die Zahl und die Intensität kriegerischer Konflikte zu." Sie fügte hinzu: "Möge die Erinnerung an die Katastrophen Europas im letzten Jahrhundert uns ermutigen, den Weg zu gerechtem Frieden zu finden und zu gehen. Dazu helfe uns Gott."
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Auch der Friedensbeauftragter des Rates der EKD, Renke Brahms, rief dazu auf, aus den Schrecknissen des Ersten Weltkriegs zu lernen. Die ökumenische Bewegung der Kirchen stehe heute unter dem Leitbild des gerechten Friedens, sagte der Schriftführer der Bremer Evangelischen Kirche. Dazu gehöre, dass Menschen frei von Angst und Not leben könnten, dass sie Feindschaft, Diskriminierung und Unterdrückung überwinden und die Umwelt schützen könnten.
"Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten", sagte Brahms. "Dieser Grundsatz fordert uns zu unablässigem Engagement für einen umfassenden Frieden auf." Es sei eine bleibende Aufgabe der Kirchen, die Ursachen von Konflikten zu bekämpfen. In diesen Tagen wendeten sich die Kirchen in Europa auch gegen Antisemitismus auf den Straßen und in den digitalen Netzen. "Es darf nicht sein, dass sich jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in unseren Ländern wieder verfolgt und angefeindet fühlen müssen", betonte Brahms.
Der Gedenkgottesdienst, dessen Liturgie auf Französisch, Englisch und Deutsch gestaltet wurde, stand unter dem Leitwort "Und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens". Es nahmen zahlreiche Spitzenvertreter aus den 94 Mitgliedskirchen der GEKE teil. Gunsbach liegt nicht weit vom Hartmannsweilerkopf entfernt, wo zeitgleich Bundespräsident Joachim Gauck und der französische Präsident François Hollande zu einer Gedenkfeier zusammentrafen.