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TV-Tipp des Tages: "Puppe" (Arte)
TV-Tipp des Tages: "Puppe", 31. Juli, 23.50 Uhr auf Arte
Die Tristesse dieser Geschichte bereitet beinahe körperliches Unbehagen: Der Schweizer Regisseur Sebastian Kutzli erzählt in seinem Spielfilmdebüt "Puppe" die Geschichte eines jungen Straßenmädchens.

Die von Anke Retzlaff bemerkenswert abgeklärt verkörperte Anna nimmt auf der geradewegs ins Unheil führenden Straße ihres Lebens die letztmögliche Ausfahrt: Nach einem traumatisierenden Erlebnis landet sie auf einem einsam in den Alpen gelegen Hof. Hier hat Sozialarbeiterin Geena (Corinna Harfouch) ein Refugium für gefallene junge Frauen eingerichtet; wer sich nicht resozialisieren lassen will und gegen die Regeln aufbegehrt, landet im Jugendknast. Anna freundet sich mit der korpulenten Magenta (Sara Fazilat) an, nicht ahnend, dass diese Maggie, die wie sie aus Duisburg kommt, schon einmal auf fatale Weise ihr Leben gekreuzt hat.

Kutzli beschönigt nichts. Die schroffe Natur rund um den Berghof ist ebenso wenig einladend wie die in kaltem Licht gefilmten Rückblenden, in denen der Film schildert, welches Ereignis Anna in Duisburg an die Grenzen ihres Verstandes geführt hat. Um Grenzen geht es auch in den Bergen: in sozialer Hinsicht, weil die Mädchen lernen müssen, miteinander auszukommen; und in geografischer Hinsicht, weil oben am Pass die Freiheit lockt. Prompt schmiedet Anna Fluchtpläne; doch es ist Maggie, die versuchen wird, ihrem Schicksal zu entkommen.

Geschickt kombiniert der mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnete Film die in langen Einstellungen aufgenommenen ruhigen Bergbilder mit den sich beständig zuspitzenden Stadtszenen, bis schließlich beide Handlungsstränge ihre tragischen Höhepunkte erreichen. Eine wortkarg vorgetragene und ziemlich freudlose Geschichte, die Kutzli mit Hilfe der hervorragenden jungen Darstellerinnen aber ausgesprochen intensiv erzählt.