Foto: Sead Cena
Die große Party in Shkodra, Albanien, nach dem WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft.
Fußball feiern ohne Grenzen
Wie die Begeisterung für deutschen Fußball eine albanische Stadt ergriff
Deutschland wird Weltmeister, und eine ganze Stadt flippt aus. Tausende kreisen im Autokorso durch die Stadt, blasen in ihre Vuvuzelas, im Himmel kracht das Feuerwerk und der Jubel ist von überall zu hören. Berlin? Hamburg? München? Nein - Shkodra heißt die Stadt, und sie liegt in Nordalbanien.

Shkodra ist dem WM-Fieber verfallen. Aber während die Spiele von Brasilien, Kamerun oder Italien nicht einmal 200 Leute in die Innenstadt lockten, erwies sich Deutschland als die große Attraktion in der Bezirkshauptstadt im Norden Albaniens. Das 4:0 gegen Portugal am 16. Juni war nur der Auftakt für eine Begeisterung, die der in Deutschland nur wenig nachstand.

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Shkodra, auch Shkoder genannt, hat etwa 100.000 Einwohner und alte Verbindungen nach Europa. Die Stadt am Shkodrasee, fast in Sichtweite der Grenze zu Montenegro, wurde zum Ende des 14. Jahrhunderts von der Handelsrepublik Venedig besetzt, später wurde sie mit der umliegenden Provinz Teil des Osmanischen Reiches.

Es ist schwer zu sagen, warum ausgerechnet hier die Begeisterung für die deutsche Mannschaft so sehr Fuß fassen konnte. Vielleicht lag es auch an Shkodran Mustafi, geboren in Bad Hersfeld, der überraschend mitfahren durfte und sich im Spiel gegen Algerien verletzte. Seine Eltern stammen aus Albanien, sein Name stammt aus der Stadt, die bei dieser WM so sehr für Deutschland jubelte.

Normalerweise ist Fußball hier keine große Sache

Jeden Abend versammelten sich die Shkodraner für die Übertragung des Spiels um 18 Uhr Ortszeit in ihren Häusern, für das Spiel um 22 Uhr dann in Kneipen und auf Plätzen. Egal, wer spielte, jedes Mal wurden die Deutschland-Trikots mehr, manche vor Ort gekauft, manche von Verwandten aus Deutschland mitgebracht.

Albaner feiern in Shkodra nach dem Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft im WM-Finale 2014.

Das legendäre Halbfinale gegen Brasilien, als Deutschland den Rekord-Weltmeister 7:1 vom Platz fegte, wurde auch in Shkodra überschwänglich gefeiert. Waren es gegen Portugal zu Beginn der WM noch mehrere Hunderte Fans in deutschen Farben, sammelten sich nach dem Halbfinale Tausende mitten in der Stadt und feierten spontan eine Riesenparty.

Normalerweise ist Fußball in Shkodra keine große Sache. Der lokale Verein, KS Vllaznia Shkoder, wurde neunmal Meister, zuletzt 2001, und sicherte sich 2008 den albanischen Liga-Pokal. Für eine spontane Party in der Stadt reichte das nie. Aber zum WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien waren die Bars und Kneipen der Stadt bis auf die Straßen gefüllt - weiße Trikots mit deutschen Streifen, so weit das Auge reichte.

"Wir sind im Delirium"

Dann der Moment in der Verlängerung, der auch in Deutschland für einen Jubelschrei aus vielen Kehlen sorgte: Mario Götze nimmt den Ball mit der Brust und lenkt ihn an Torwart Romero vorbei ins argentinische Tor.

"Wir sind im Delirium", freut sich Luan, einer der Shkodraner im Deutschlandtrikot: "Es ist ein historischer Moment, für uns und für Deutschland!" Für ihn ist Shkodran Mustafi, der gebürtige Deutsche, einer von "uns", von den Shkodranern. Aber nur an Mustafi liegt diese Begeisterung nicht. "Manuel Neuer ist der beste Torwart der Welt", ruft Ana, "wir haben den World Cup wegen ihm gewonnen. Ich liebe ihn!" Auch sie sagt "wir" und meint damit wohl alle Fans der deutschen Nationalmannschaft - weltweit.

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Egal, welchen Fan man hier fragt, sie alle freuen sich über "die beste Nationalmannschaft der Welt", eine "großartige Nation mit großartigen Menschen" und auch das Klischee, die Deutschen seien so korrekt, bemühen sie gern. In der Nacht nach dem Finale steht Shkodra Kopf: Tausende feiern, Alt und Jung zusammen, und es sieht tatsächlich gar nicht so anders aus als in Deutschland. Den Fußball feiern geht eben überall gleich.