EKD-Kulturbeauftragte: Atheisten oft zu kleinkariert
Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, fordert von Atheisten und Religionskritikern mehr intellektuelles Niveau. In Deutschland sei die "große Geistesbewegung der Religionskritik zur - manchmal furchtbar kleinkarierten - Kirchenkritik verkommen".

Es gehe im Grunde gar nicht mehr um die Gottesfrage, sondern um die Frage, ob die Konfessionslosen "unter dem Einfluss derer leiden müssen, die Mitglied einer verfassten Kirche sind", schrieb Bahr in der Osterausgabe der "Süddeutschen Zeitung". Als Vorbild für eine öffentliche, geistig anspruchsvolle religionskritische Auseinandersetzung nannte sie die angelsächsischen Länder. Ohne die Herausforderung der Atheisten gebe es zudem keine gute Theologie, fügte die Theologin hinzu.

In Deutschland haben sich Kirchen- und Religionskritiker in verschiedenen Verbänden zusammengeschlossen. Gemeinsam ist ihnen die Berufung auf Werte der Aufklärung und des Humanismus: etwa Freiheit und Gleichheit aller Menschen sowie die Betonung der Vernunft. Häufig wird dabei Religiosität als unvereinbar mit einem wissenschaftlichen Weltbild begriffen.

Im Koordinierungsrat säkularer Organisationen haben sich 2008 acht Verbände atheistischer, humanistischer und freidenkerischer Prägung zusammengeschlossen. Darunter sind auch der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften, der Humanistische Verband, die Giordano-Bruno-Stiftung und der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten. Der Koordinierungsrat tritt unter anderem für eine konsequente weltanschauliche Neutralität des Staates sowie ein Pflichtfach zur Wertevermittlung an den Schulen ein.

Küng: "Die religiöse Sehnsucht ist noch da"

Auch der katholische Theologe Hans Küng meldete sich zu den Ostertagen zu Wort und kritisierte die Angebote der Kirchen: Sie gingen mit nicht genug auf die Bedürfnisse der Menschen ein. "Die religiöse Sehnsucht ist nicht verschwunden. Die Kirchen geben ihr nur zu wenig Nahrung und Freiheit", sagte Küng der "Berliner Zeitung".

Für viele Jugendliche etwa sei der Gottesdienst, "wie ihn die Kirchen anbieten, viel zu steif". So ersticke der Hang des Vatikans zur Vereinheitlichung die Lebendigkeit der Gläubigen und derer, die nach Glauben suchen, sagte Küng.

Mit Blick auf die Auferstehungsbotschaft des christlichen Osterfestes meinte der bekannte Kirchenkritiker, "wir bekommen kein neues zeitliches Leben, sondern wir werden in einem anderen, ewigen weiter existieren". Gott habe Jesus aufgeweckt, aber "nicht zu seinem alten Leben, sondern er hat ihm ein neues, ein ewiges Leben geschenkt". Jesus sei "in eine andere Wirklichkeit hinein gestorben als in die von Raum und Zeit".

Ein Drittel glaubt noch an das Leben nach dem Tod

Dass nach dem Tod noch etwas folgt, glauben einer repräsentativen Erhebung des INSA-Meinungstrends zufolge 36 Prozent aller Deutschen. Die "Bild"-Zeitung hatte die Umfrage in Auftrag gegeben. 28 Prozent waren den Angaben zufolge der Auffassung, mit dem biologischen Tod sei alles zu Ende, 22 Prozent zeigten sich überzeugt, nur in der Erinnerung und in ihren Nachkommen weiterzuleben.

Bei den Katholiken sei der Glaube an das ewige Leben der Erhebung zufolge mit 49 Prozent stärker ausgeprägt als bei Protestanten (39 Prozent), ergab die Umfrage. Allerdings glaubten besonders viele Angehörige der evangelischen Freikirchen an ein Leben nach dem Tod (59 Prozent). Bei den Anhängern der Unions-Parteien sei der Glaube an ein Leben im Jenseits weniger stark verbreitet, als bei den Anhängern der Grünen und der Piratenpartei: 40 Prozent der Grünen-Wähler und 39 Prozent der Piraten-Anhänger sind laut Umfrage von einem Leben nach dem Tod überzeugt, aber nur 35 Prozent der Unionsanhänger.

epd