Missionswerk: Protestanten in Kuba führen Schattenexistenz
Der Berliner Bischof Dröge und der anhaltische Kirchenpräsident Liebig reisen nach Havanna. Geplant sind Treffen mit Kubas Kirchenvertretern wie dem katholischen Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega. Während des fünftägigen Aufenthalts sollen auch Menschenrechtsfragen diskutiert werden.

Die protestantischen Kirchen in Kuba sind nach Angaben des Evangelischen Missionswerks in ihrer Haltung zum sozialistischen Regime gespalten. Als kleine Minderheit führten sie neben der starken katholischen Kirche ohnehin eine Schattenexistenz, sagte der Direktor des Hamburger Missionswerks, Christoph Anders, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Etwa fünf Prozent der elf Millionen Kubaner seien Protestanten. 60 Prozent sind Schätzungen zufolge katholisch getauft. Die katholische Kirche gewann durch den Papst-Besuch in Kuba Ende März beim Regime an Ansehen.

Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge und Kirchenpräsident Joachim Liebig von der anhaltischen Landeskirche reisen vom 10. bis 15. April nach Kuba. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unterhält eine Partnerschaft zur Presbyterianisch-Reformierten Kirche in Kuba. Bei dem Besuch sind unter anderem Treffen geplant mit Vertretern des Kubanischen Kirchenrats, dem katholischen Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, und der kubanischen Staatssekretärin für Kirchenfragen. Dabei werde auch die Menschenrechtsfrage ein Thema sein, sagte Dröge, der von Vertretern des Berliner Missionswerks begleitet wird.

Zwangslage für Protestanten in Kuba

Kubas Protestanten stecken nach Angaben des Hamburger Missionsdirektors Anders im Dilemma: Angesichts der Dominanz einer übermächtigen kommunistischen Partei bekennten sich einige Kirchenführer als "Christen für die Revolution" zum System. Andere verweigerten sich völlig und viele arrangierten sich irgendwie. "Da gibt es nicht nur Schwarz-Weiß", sagte Anders. Die stark wachsenden Pfingstkirchen konzentrierten sich fast in einer Art Weltflucht auf die Spiritualität des Glaubens.

Insgesamt sieht er größere Freiräume für die Kirchen als vor 20 Jahren, etwa für die Sozialarbeit. "Da wird Stück für Stück um Verbesserungen gerungen." Der Kirchenrat, der etwa ein Drittel der Protestanten repräsentiert, lässt in den Augen von Anders eine "kritische Distanz" zur Regierung vermissen. "Die Prägekraft der alten Garde und der alten Parolen" dauere im öffentlichen Auftreten an. "Das ist aber nur ein Teil der Realität, auf Gemeinde-Ebene tut sich sehr viel, auch sehr viel Mutiges", sagte Anders.

epd