Der Gesetzgeber müsse mutig sein und die Empfehlungen des Deutschen Ethikrats von 2009 konsequent umsetzen, alle Klappen zu schließen und anonyme Geburten zu unterbinden.
Das von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) angekündigte Gesetz soll einen Rahmen für "vertrauliche Geburten" schaffen. Dabei können Frauen entbinden, doch ihre persönlichen Daten werden von einer zuständigen Beratungsstelle zunächst garantiert vertraulich behandelt. Wacker nennt die dabei angedachte Zeitspanne von acht Jahren "willkürlich".
Der Adoptionsexperte unterstützt hingegen den Vorschlag des Ethikrats, den Frauen eine Zeitspanne von ein oder zwei Jahren der Anonymität zuzusichern. "Es ist realistisch, dass in diesem Zeitfenster das Sozialsystem Schwangere beziehungsweise Mütter in Notlagen soweit unterstützen kann, dass sie dann entscheiden können, ob sie ihr Kind behalten oder zur Adoption frei geben wollen." Dies sollte unter besonderen Umständen auch ohne die Einwilligung des Vaters geschehen, beispielsweise wenn dieser gewalttätig sei.
Recht auf Wissen um die Herkunft
Wacker fordert die Schließung aller Klappen: "Das Recht des Kindes auf das Wissen um seine Herkunft muss bewahrt werden." Babyklappen seien zudem nicht staatlich kontrolliert. Wacker kritisierte, dass es nach wie vor keine offizielle Statistik darüber gebe, wie viele Säuglinge in Deutschland in den Klappen landen, was mit ihnen passiert oder wie viele Babys anonym in Kliniken zur Welt kommen.
Zudem bieten die Klappen keinerlei Möglichkeit, mit den Frauen in Not in Kontakt zu kommen. "Vor diesem Hintergrund war das Angebot der anonymen Geburten im Krankenhaus schon ein erster, aber nicht genügender Fortschritt", sagte der Fachmann.
Derzeit sind anonyme Geburten einer Studie des Deutschen Jugendinstituts zufolge etwa in 130 Kliniken möglich. Seit 1999 seien fast 1.000 Kinder in die rund 100 Babyklappen abgelegt oder in Kliniken anonym geboren worden, hieß es. Die meisten von ihnen wurden in Adoptivfamilien vermittelt.