Militärpfarrer: Religiöse Bedürfnisse im Vordergrund
Die Erfüllung "religiöser Grundbedürfnisse" steht nach Einschätzung von Soldatenpfarrer Torsten Amling im Zentrum der Arbeit von Militärseelsorgern.

Pfarrer im Auslandseinsatz der Bundeswehr seien nicht dafür da, parlamentarische Entscheidungen zu kommentieren, sagte der bis vor kurzem im afghanischen Kriegsgebiet eingesetzte Pfarrer dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach seiner Rückkehr in Berlin. In seiner knapp halbjährigen Dienstzeit in Masar-i-Scharif habe ihn auch kein Soldat wegen Zweifeln am Sinn des Afghanistan-Einsatzes um ein Gespräch gebeten, berichtete der Theologe, der einer von derzeit rund 100 evangelischen Soldatenpfarrer ist.

"Wenn Sie heute zur Bundeswehr gehen, werden Ihnen die Gefahren bis hin zum Tod klar vor Augen geführt", sagte Amling. In Deutschland sei man allerdings nicht mehr gewöhnt gewesen, darüber nachzudenken, dass dies zum Beruf des Soldaten hinzugehört: "Im Kalten Krieg ist ein Soldat nur durch Unfall ums Leben gekommen, aber nicht durch Fremdeinwirkung." Dies habe sich mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr geändert, so Amling.

Der Theologe war ein knappes halbes Jahr im afghanischen Kriegsgebiet stationiert. Die Soldatenpfarrer sind zur Begleitung von Auslandseinsätzen verpflichtet. Auch für sie hat sich dadurch das Aufgabengebiet erweitert. Denn kommen Soldaten zu Tode, obliegt den Seelsorgern zusammen mit den Truppenpsychologen die Betreuung von Kameraden und Angehörigen. "Es gibt sogar Hinterbliebenen-Rüstzeiten, das wird auch dankbar aufgenommen", berichtete Amling. Ähnlich wie in den ostdeutschen Landeskirchen habe sich in der Militärseelsorge dieser Begriff erhalten, während in Westdeutschland längst von "Freizeiten" die Rede sei.

"Die Kirche war jeden Sonntag immer voll"

Ob ein junger Mensch beim Auslandseinsatz oder zuhause bei einem Motorradunfall getötet werde, mache bei der seelsorgerlichen Betreuung der Angehörigen keinen wesentlichen Unterschied, ist Amling überzeugt: "Das sind alles junge Menschen, die plötzlich aus dem Leben gerissen werden." Natürlich würden sich Eltern bei einem in Afghanistan getöteten Soldaten die Frage stellen, warum er dort hingegangen ist. "Aber das ist auch bei einem Polizisten so, der im Dienst ums Leben kommt."

Auffallend sei der besonders gute Gottesdienstbesuch in der Soldaten-Kirche von Masar-i-Scharif: "Die Kirche war jeden Sonntag immer voll." Das sei an seinem Heimatstandort in Faßberg bei Celle nicht der Fall. Als sich im Februar das Selbstmordattentat jährte, bei dem 2011 drei Bundeswehrsoldaten den Tod fanden, seien auch zwei junge Soldatinnen zu ihm mit dem Vorschlag gekommen, im sogenannten Ehrenhain eine Andacht abzuhalten.

In dem mehr als zehn Jahre währenden Afghanistan-Einsatz hat die Bundeswehr bislang 52 Soldaten verloren, davon sieben im vergangenen Jahr. "Durch Fremdeinwirkung gefallen" seien 34. Im Kosovo starben 25 Soldaten, in Bosnien-Herzegowina 19.

epd