Filmtipps: Diese Woche neu im Kino
Die Redaktion von "epd film" hat die Filme der Woche ausgesucht. Dazu zählen Wladimir Kaminers Adaption "Russendisko" sowie der Animationsfilm "Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen".

Russendisko (D 2012)

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Thema des Regiedebüts von Oliver Ziegenbalg (Drehbuchautor von "Friendship!") ist ein Westtrip direkt nach dem Mauerfall. Wladimir Kaminers 2000 veröffentlichte autobiografische Streiflichter auf die Berliner Nachwendezeit bestachen durch ihre lakonische Tonart und ihre lässig-russische Perspektive. Ziegenbalg gelingt es, das Prickeln in der Stunde null vor der Wiedervereinigung ansatzweise in seine "Russendisko"-Adaption hinüberzuretten. Er pickt einige Anekdoten des als lange als unverfilmbar geltenden Buches heraus und ordnet sie in eine chronologische Reihenfolge. Als roter Faden dient die hinzugedichtete Liebesgeschichte des Erzählers Wladimir (Matthias Schweighöfer) mit der russischen Tänzerin Olga, die aus Karrieregründen wieder zurück nach Moskau will – eigentlich. Wladimir hat mit der Einrichtung einer "Russendisko" aus seinen Schallplattenbeständen eine zündende Geschäftsidee. So ist das Episodenpotpourri, in dem es um Scheinheirat, vietnamesische Zigarettenschmuggler und jüdische Identität geht, zwar harmlos, aber amüsant. Gelegentlich wirkt Wladimirs Leben wie ein modernes Update von "Aus dem Leben eines Taugenichts".

R, B: Oliver Ziegenbalg (nach dem Roman von Wladimir Kaminer). Da: Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke, Christian Friedel, Peri Baumeister. L: 100 Min. FSK: 6.

Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen (Großbritannien/USA 2012)

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Diese Piraten sind "ein Haufen merkwürdiger Typen", allen voran ihr Kapitän, der schlicht auf den Namen "The Pirate Captain" hört, was ja schon eine gewisse Größe beansprucht. Die aber lässt zu wünschen übrig, wie er und seine Mannschaft angesichts des einmal mehr bevorstehenden Wettbewerbs um den Titel "Pirat des Jahres" feststellen müssen. Denn die Konkurrenten haben Schätze angesammelt, von denen unser Kapitän nur träumen kann. In einer Montage macht der Film das Versagen deutlich, denn dieser Kapitän sucht sich garantiert die falschen Schiffe zum Entern aus, sei es nun eines voller Schulkinder, eines mit Leprakranken oder gar ein Geisterschiff. Erst als sie eines entern, auf dem sie einem Wissenschaftler namens Charles Darwin begegnen, besteht wieder Hoffnung. Wird die Wissenschaft dem Kapitän helfen, endlich Erfolg zu haben? Dass es dieses Jahr noch einen schöneren Animationsfilm als diesen aus der Animationsfilmschmiede Aardman ("Wallace & Gromit") geben wird, darf bezweifelt werden.

R: Peter Lord, Jeff Newitt. B: Gideon Defoe. Mit den Stimmen von: Bettina Zimmermann, Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf. L: 88 Min.

Die Frau in Schwarz (GB/Cdn/S 2012)

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Vor vier Jahren ist die Frau des jungen Londoner Rechtsanwalts Arthur Kipps (Daniel Radcliffe) bei der Geburt des Sohnes gestorben. Seither ist er ein Gefangener seiner Trauer. Nun erhält Kipps von seinem Arbeitgeber eine letzte Chance. Er soll nach Crythin Gifford reisen und dort den Nachlass von Alice Drablow regeln, die lange Jahre hat alleine im Eel Marsh House an der Küste vor Crythin Gifford gelebt. Nun ist auch sie gestorben. Doch die Dorfbewohner weisen Kipps von Anfang an zurück. Trotz seiner vorherigen Reservierung bekommt er kein Zimmer. Der Anwalt vor Ort verweigert ihm jede Unterstützung. Aber nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder benehmen sich äußerst seltsam. Nur der Gutsbesitzer Sam Daily (Ciarán Hinds) unterstützt ihn in seinen Bemühungen, Licht ins Dunkel um Eel Marsh House zu bringen. Regisseur Watkins ("Let Me In") schafft es von der ersten Einstellung an, eine überaus bedrückende Stimmung zu erzeugen und erzählt so von einem ewigen Kreislauf von Schmerz und Trauer, Rache und Angst.

R: James Watkins. B: Jane Goldman (nach einem Roman von Susan Hill). Mit: Emma Shorey, Molly Harmon, Sophie Stuckey, Daniel Radcliffe, Ciarán Hinds. L: 95 Min.

The Music Never Stopped (USA 2011)

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Musik verbindet Gabriel (Lou Taylor­Pucci) zunächst mit seinem Vater Henry (J. K. Simmons). Es sind die 50er Jahre, und bei Vater und Sohn läuft das Radio den ganzen Tag. Bis Gabriel dann seine eigenen Bands entdeckt, gegen Vietnam protestiert und damit auch die Werte des Vaters in Frage stellt. Nach einem Streit verlässt er das Haus und sieht seine Eltern 20 Jahre lang nicht mehr. Schließlich kehrt er als versehrter Mann zurück. Er leidet an einem Hirntumor, der sein Gedächtnis und seine Kommunikationsbereitschaft stark beeinträchtigt. Bis eine Therapeutin (Julia Ormond) entdeckt, dass die Musik, die ihm einst so wichtig war, Erinnerungen zurückholt. Als der Vater sich darauf einlässt, entdeckt er nicht nur eine neue musikalische Welt, sondern findet auch einen Weg zurück zu seinem Sohn.

R: Jim Kohlberg. B: Gwyn Lurie, Gary Marks. Mit: J.K. Simmons, Lou Taylor Pucci, Cara Seymour, Julia Ormond, Mia Maestro. L: 105 Min.

epd