Zeitarbeiter verdrängen weniger feste Arbeitsplätze
Der Einsatz von Zeitarbeitern führt einer Studie zufolge offenbar weniger als bislang angenommen zu einer Verdrängung der Stammbelegschaft. Überwiegend trügen Zeitarbeiter als Arbeitskraftreserven die Last der Flexibilisierung, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh bei der Vorstellung der Untersuchung.

Ein oft kritisierter Aufbau von Zeitarbeit bei gleichzeitigem Abbau der Stammbelegschaft sei nur selten zu beobachten, erklärte die Stiftung. Selbst im Krisenzeitraum von Mitte 2008 bis Mitte 2009 sei dies nur von drei Prozent der Kundenbetriebe berichtet worden. Wesentlich häufiger sei mit 24 Prozent hingegen, dass ein Abbau der Zeitarbeit mit einem Aufbau der Stammbelegschaft einhergegangen sei. Zugleich verdienen die kurzfristigen Arbeiter bis zur Hälfte weniger als ihre fest angestellten Kollegen. Die Zeitarbeiter seien überwiegend Männer aus dem Westen Deutschlands. Eingesetzt seien sie hauptsächlich in der Industrie.

In den alten Bundesländern sei der Bruttomonatsverdienst von Zeitarbeitern in Bereich Verkehr und Transport um 45 Prozent niedriger als der Durchschnittsverdienst der Beschäftigten, erklärte die Stiftung. Ähnlich groß sei der Unterschied bei Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufen. Montierer in Metallberufen erhielten als Zeitarbeiter mit etwa 1.540 Euro fast 50 Prozent weniger als ihre Kollegen mit 2.990 Euro.

Auch in anderen Berufen, in Ostdeutschland und bei Frauen gebe es erhebliche Unterschiede. Ursachen für das Lohngefälle seien eine generell geringere Bezahlung in der Zeitarbeit, vor allem aber auch vorangehende Phasen von Arbeitslosigkeit oder wechselhafte Erwerbsbiografien bei den Zeitarbeitern.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Die Bertelsmann Stiftung mahnte eine Angleichung der Bezahlung von Zeitarbeitern an. Seit 2011 gilt in der Zeitarbeitsbranche ein allgemeinverbindlicher Mindestlohn. Das sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, um grobe Schieflagen zu beheben, erklärte das Vorstandsmitglied der Stiftung, Aart De Geus. Der folgerichtige zweite Schritt wäre nun die Einführung von gleicher Bezahlung nach einer Einarbeitungsphase.

Die Stiftung plädierte dafür, die Bezahlung für die Zeitarbeitnehmer anzugleichen, die länger als drei Monate im Entleihbetrieb arbeiten. Nach den aktuellen Zahlen würden davon rund 490.000 Zeitarbeitnehmer profitieren. Die Kosten dafür bezifferte die Bertelsmann Stiftung auf rund 410 Millionen Euro.

Der Studie zufolge hat sich die Zahl der Zeitarbeitskräfte innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im Dezember 2010 waren der Studie zufolge rund 824.000 Menschen in der Zeitarbeit beschäftigt. Die Studie stützt sich auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sowie auf Untersuchungen des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

epd