"Man merkt, dass wir seit Tagen nichts gegessen haben"
Seit Montagmittag kämpfen neun iranische Asylbewerber aus der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft mit einem Hungerstreik für ihre Anerkennung als politische Flüchtlinge. Sie campieren mitten in der Stadt, vor dem Rathaus am Vierröhrenbrunnen. Hassan "Massoud" Hosseinzadeh (34) ist einer der Initiatoren der Protestaktion.
23.03.2012
Die Fragen stellte Daniel Staffen-Quandt

Sie befinden sich jetzt den vierten Tag im Hungerstreik. Wie geht es Ihnen und Ihren Mitstreitern gesundheitlich?

Hassan Hosseinzadeh: Im Großen und Ganzen geht es uns gut. Langsam treten aber kleine Wehwehchen auf, zum Beispiel haben wir alle leichte Kopf- und Bauchschmerzen. Das ist nichts Dramatisches bislang, gestern hat uns auch ein Arzt besucht und alle untersucht. Aber man merkt schon, dass wir seit Tagen nichts gegessen haben.

"Wir fühlen uns in der Kaserne wie in einem Gefängnis,

wir wollen in normalen Wohnungen leben"

 

Sie fordern ein Gespräch mit Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU). Die will aber nicht kommen, hat sie gesagt...

Hosseinzadeh: Das finden wir natürlich sehr schade - auch, weil sie sich dahinter verschanzt, dass die Staatsregierung in den letzten vier Jahren mehr als eine Millionen Euro in die Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg investiert hat. Das mag alles richtig sein - aber eine Kaserne bleibt auch dann eine Kaserne, wenn man sie neu anstreicht. Wir fühlen uns dort wie in einem Gefängnis - wir wollen in normalen Wohnungen leben.

Wie nimmt die Würzburger Bevölkerung Ihren öffentlichen Hungerstreik in der Fußgängerzone auf?

Hosseinzadeh: Sehr gut, die Menschen sind sehr interessiert und sehr freundlich. Viele bleiben stehen, sprechen mit uns, unterstützen unsere Forderungen an die Politik mit ihrer Unterschrift. Manche bringen uns auch Wasser oder Tee. Wir haben auch schon Schlafsäcke und Decken geschenkt bekommen, weil es nachts doch noch etwas kalt ist. Und die Polizei passt nachts auf uns auf - die Beamten sind sehr nett zu uns.

epd