"Das perfekte Model": Ein Flop in Stöckelschuhen
Die Castingshow "Das perfekte Model" mit Eva Padberg und Karolina Kurkova geht heute zu Ende. Schon vor dem Finale gilt die Show als großer Flop.
20.03.2012
Von Cornelia Wystrichowski

Auch ein Kurzauftritt von Boris Becker brachte der Castingshow "Das perfekte Model" beim Privatsender Vox nicht mehr die ersehnte Rettung: Das Halbfinale, in dem die Tennislegende der Topfavoritin Anika generös Charisma attestierte, interessierte gerade mal 690.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren – der im Januar als Gegenentwurf zu Heidi Klums "Germany’s next Topmodel" (Pro Sieben) gestartete Schönheitszirkus ist ein Flop. Am 20. März wird Vox um 21.15 Uhr im Finale die Siegerin küren und das Format damit wohl endgültig abwickeln.

Eine Neuauflage der Mannequinsuche mit den Topmodels Eva Padberg und Karolina Kurkova ist unwahrscheinlich: "Wir bringen nun erst mal die erste Staffel zu Ende, gehen dann in die Analyse und entscheiden danach, wie es weitergeht", formuliert eine Sendersprecherin auffällig zurückhaltend. Grund zum Jubeln wird am Ende wohl nur die Siegerin haben: Sie gewinnt einen Vertrag mit einer Modelagentur, eine Werbekampagne für eine Kosmetikfirma und eine Fotosession für eine populäre Frauenzeitschrift.

Zum Showdown auf Stöckelschuhen treten am 20. März die süße Jennifer (19, Münster), die androgyne Anika (23, München), die langbeinige Johanna (22, Berlin) und die temperamentvolle Jenny (16, Giengen) in einem Pariser Schloss an. Wer von den vier Kandidatinnen gewinnt, entscheiden die Zuschauer per Telefonvoting und vier Experten, unter anderem die Modemacher Michael Michalsky und Guido Maria Kretschmer. Das Finale, das von Jochen Schropp moderiert wird, kommt früher als erwartet: Ursprünglich hatte sich der Sender öffentlich nicht festlegen wollen, wie viele Folgen die Modelsuche haben würde. Dass jetzt nach nur acht Ausgaben Schluss ist, gilt als Eingeständnis der Pleite.

Mit perfekten Models keine perfekten Quoten

Nüchtern betrachtet war die Show wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Zuschauer sind ohnehin übersättigt vom übermäßigen TV-Casting, diese Formate leiden durch die Bank an Quotenschwund, nicht zuletzt auch Heidi Klums "Germany’s next Topmodel". Warum sollte es da ausgerechnet dem Nachahmerformat mit Padberg und Kurkova besser ergehen? Zwar machten die beiden einiges besser als Klum auf Pro Sieben: Alles wirkte etwas ehrlicher, unverkrampfter und kuscheliger. Die Verkündung eines Rauswurfs etwa wurde nicht zum fiesen Tribunal, und statt Fotos bekamen die Mädchen für gute Leistungen herzige Bettelarmbänder.

Viel mehr als eine auf nett getrimmte "Topmodel"-Kopie war das Vox-Format aber dennoch nicht. Tränen beim Umstyling, Laufstegtraining im Bikini, Sätze wie "Du hast Potential", junge Frauen, die sich zierten, wenn sie mit einem tätowierten Kriegertyp vor der Kamera posieren mussten: Als Zuschauer hatte man viele Deja-vu-Momente, hatte alles schon mal so oder so ähnlich bei Heidi Klum gesehen.

Die Folgen waren wenig überraschend. Nach einem leidlich passablen Start war der Lack bei der Vox-Beautyshow rasch ab, die Quoten magerten dahin wie ein Model auf Nulldiät. Der Marktanteil des Halbfinales am 13. März lag bei 6,3 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer und damit unter dem Senderschnitt von 7,6 Prozent. Nicht gerade das, was ein Senderchef unter Traummaßen versteht.


Cornelia Wystrichowski ist freie Medienjournalistin in Berlin.