Mehrere iranische Asylbewerber sind am Montag in Würzburg in den Hungerstreik getreten. Mit der Aktion wollen sie eine Anerkennung als politische Flüchtlinge erreichen, erklärten die acht Flüchtlinge, die mindestens bis zum 2. April vor dem Würzburger Rathaus in einem Zeltcamp hungern wollen. Die Stadt Würzburg hatte den öffentlichen Hungerstreik zunächst nicht genehmigt. Das Verwaltungsgericht gab den Flüchtlingen aus der Gemeinschaftsunterkunft jedoch für ihre Protestaktion grünes Licht.
"Unmenschliche Asylpolitik lässt uns jeden Tag ein bisschen mehr sterben"
Sie fühlten sich gezwungen, "zum letzten der uns möglichen Mittel zu greifen", sagte Masoud Hosinzadeh, einer der Flüchtlinge. In einer Mitteilung forderte er mit Shahnaz Morattab von der Internationalen Föderation Iranischer Flüchtlinge Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) auf, nach Würzburg zu kommen, und Stellung zu der harten Lebenssituation Asylsuchender im Freistaat zu beziehen. Die Flüchtlinge litten unter den sich jahrelang hinziehenden Asylverfahren. Diese Ungewissheit zermürbe die Menschen.
Der Hungerstreik soll so lange dauern, bis "die Verantwortlichen der bayerischen Asylpolitik" zu Verhandlungen bereit seien, die Asylanträge der Iraner anzuerkennen und einer "Verbesserung der Situation all der Schutzsuchenden in Deutschland" zuzustimmen. Hosinzadeh sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag, notfalls werde der Hungerstreik auch über die ursprünglich geplanten zwei Wochen hinaus fortgeführt. "Die unmenschliche Asylpolitik lässt uns jeden Tag ein bisschen mehr sterben - das wollen wir verdeutlichen", sagte er.
Sozialministerium weist Vorwürfe zurück
Das Sozialministerium wies die Vorwürfe der Flüchtlinge zurück: Die Regierung habe in den letzten vier Jahren insgesamt rund 1,2 Millionen Euro für bauliche Verbesserungen in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft investiert, teilte eine Sprecherin dem epd mit. Anhaltspunkte, dass landespolitische Vorgaben wie die Einhaltung der "Leitlinien zur Art, Größe und Ausstattung von Gemeinschaftsunterkünften" nicht eingehalten werden, gebe es nicht. Es bestehe daher derzeit kein Anlass für einen Ortstermin durch das Sozialministerium.
Ende Januar hatte sich in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft ein iranischer Asylbewerber das Leben genommen. Der offenbar schwer traumatisierte Mann hatte die Unterbringung in der ehemaligen Kaserne nach Einschätzung von Medizinern seelisch nicht mehr ertragen. Auch in der Münchner Erstaufnahmeeinrichtung hatte es seit Jahresbeginn einen einwöchigen Hungerstreik und einen Selbstmordversuch eines afghanischen Flüchtlings gegeben.