Ein schöner Sonntag! Ein Mensch wird Präsident. Mit einer sehr großen Mehrheit. Nicht einmal die komischen Enthaltungen – mehr als hundert – stören da wirklich. Wobei man sich schon fragen muss: Da hat jemand als eine oder einer von 1236 Wahlleuten die Stimme, ein Staatsoberhaupt zu wählen und dabei die Auswahl zwischen einem Joachim Gauck und einer Beate Klarsfeld und enthält sich? Aber das ist Demokratie. Man kann auch "mag mich nicht entscheiden" für die richtige Wahl halten.

In einer solchen Demokratie zu leben, ist – gottlob – für die meisten Deutschen inzwischen bare Selbstverständlichkeit. Würde man sie fragen, ob sie diese Art der Beteiligung aller an der Gestaltung unseres Gemeinwesens "lieben", die meisten würden wohl achselzuckend meinen: Naja, hm, is okay so…

Mit dem Gefühl des Liebenden

Deshalb ist es wahrscheinlich ein großes Glück, dass wir nun den Bundespräsidenten Joachim Gauck haben, der durch seine ersten Worte nach der Wahl einen Glanz um die Demokratie aufschimmern ließ, der Liebe hieß. Gauck erinnerte an seine erste freie, gleiche und geheime Stimmabgabe vor genau 22 Jahren bei der ersten und einzigen freien Wahl einer DDR-Volkskammer. Er tat es als Mensch, mit ein paar autobiografischen Reminiszenzen und, ja, eben mit dem warmen Gefühl des immer noch Liebenden. Das brauchen wir. Das brauchen wir jetzt.

Wir wollen wieder genüsslich streiten, nicht über Hotelrechnungen und Hauskredite, sondern darüber, was gut und richtig ist für uns und unser Land. "Unser Land" - der Bundespräsident Gauck, weiß, was Heimat ist und was es bedeutet, sich zuhause zu fühlen. In aller Freiheit und mit Freude an der Verantwortung. Mein Bundespräsident! Ihrer auch? Ein schöner Sonntag!

Arnd Brummer ist Chefredakteur von Chrismon und evangelisch.de.