"Das Duo: Der tote Mann und das Meer", 17. März, 20.15 Uhr im Zweiten
Ganz gleich, ob sie für "Tatort", "Ein starkes Team" oder wie jetzt für "Das Duo" schreiben: Stammen die Drehbücher von Birgit Grosz und Leo P. Ard, sind die Filme gemessen an der jeweiligen Reihe immer überdurchschnittlich gut. Selbst wenn das Autorenteam wie in diesem Fall die beiden Hauptfiguren nicht weiterentwickelt: Die Handlung ist stets originell und in der Regel nicht vorhersehbar. Vor allem aber leben die Geschichten von den vielen kleinen Erzählungen am Rande, die gern nebenbei eingestreut werden, um dann doch unvermutet zur Klärung der Kriminalfälle beizutragen.
Das Motiv: Eifersucht
Reizvoll ist dieser Samstagskrimi aber schon allein deshalb, weil die beiden Ermittlerinnen aufs Land müssen. Provinzkrimis sind ja seit einiger Zeit äußerst beliebt, weil man die Filme mit skurrilen Figuren bevölkern kann und die Handlungsorte so schön übersichtlich sind: Jeder kennt jeden. Deshalb legt Dorfpolizist Sander (Matthias Koeberlin) auch für seine Mitbürger die Hand ins Feuer, als ein Urlaubsgast erschlagen am Strand gefunden wird. Rasch stoßen die Damen aus Lübeck (Lisa Martinek, Charlotte Schwab) auf gleich zwei Eifersuchtsmotive: Der Ermordete, ein Chemiedoktorand aus Hamburg, hatte mal was mit Inken Feddersen (Janna Striebeck), in deren Ferienhaus er nun wohnte; und ihr einsilbiger Mann Arne (Roeland Wiesnekker), ein Fischer, macht durchaus den Eindruck, als könne er unangenehm werden, wenn ihm was nicht passt.
Ein ganz ähnliches, aber weitaus handfesteres Motiv hat ausgerechnet Sander, denn seine Frau (Laura Tonke) hat sich auf ein Techtelmechtel mit dem Urlauber eingelassen. Die Wahrheit jedoch liegt ganz woanders, und selbstredend trägt der scheinbar demente Strandgutsammler Jan (Peter Franke), Inkens Vater, ebenso zu ihrer Findung bei wie die Parallelerzählung vom Kollegen der Kommissarinnen: Er liegt mit einer schweren Infektion im Krankenhaus, die Ärzte sind völlig ratlos.
Altmeister Peter Keglevic findet genau den richtigen Tonfall für den lakonischen Humor und die beiläufige Erzählweise des Drehbuchs. Den Nebendarstellern genügen wenige Szenen, um Akzente zu setzen und ihre Figuren zu charakterisieren. Viele Ideen sind einfach großartig. Der verwirrte Jan zum Beispiel sucht am Strand nach seinen beiden Enkeln, die vor Jahren von einer Welle mitgerissen worden sind. Hübsch sind auch die Titel der Seminare, die Sanders Kollege mehrfach zu Fortbildungszwecken besucht. Ausgerechnet die beiden Hauptfiguren kommen dagegen nicht so gut weg. Clara Hertz (Martinek) wird praktisch nur über ihren neugeborenen Sohn definiert, und wenn die beiden Darstellerinnen moralische Empörung markieren müssen, wirken sie etwas unglaubwürdig.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).