TV-Tipp des Tages: "Tierisch verknallt" (Sat.1)
Vermutlich ist es ganz gut so, dass man meist nicht weiß, was im Kopf des eigenen Haustiers so vor sich geht. Folgt man der Philosophie dieser vergnüglichen Sat.1-Komödie, denken die Vierbeiner allerdings keineswegs bloß an Nahrungsaufnahme und Arterhaltung, sondern wollen vielmehr das Beste für ihre Menschen.
13.03.2012
Von Tilmann P. Gangloff

"Tierisch verknallt", 13. März, 20.15 Uhr auf Sat.1

Normalerweise sind ihre Mittel arg limitiert, aber Johnny und Paula haben einen entscheidenden Vorteil: Sie können sprechen. Zu verdanken haben sie das Jan, denn der bittet eines Nachts seine verstorbene Mutter um Hilfe, weil sein ordnungsliebender Vater Peter (Oliver Mommsen) seit dem Jahre zurückliegenden Tod der Gattin immer noch untröstlich ist. Ein paar Sternschnuppen später geht der Wunsch in Erfüllung, und mit der ebenso hübschen wie etwas chaotischen Lisa (Jasmin Gerat) gibt’s auch schon eine äußerst ansprechende Kandidatin für den vakanten Posten an Peters Seite. Allerdings dauert es eine Weile, bis dem Architekten klar wird, welch’ wunderbare Chance ihm das Schicksal da bietet.

Mit Terrier Johnny und Hausschwein Paula

Christian Theede hat die Geschichte (Drehbuch: Sarah Augstein, Klaus Rohne) angenehm leichtfüßig umgesetzt. Die Chemie zwischen Mommsen und Gerat funktioniert wunderbar, auch wenn ihnen Max Boekhoff als Jan des öfteren die Show stiehlt: Der Junge ist offenbar ein Naturtalent und von Theede großartig geführt worden. Stars der Geschichte aber sind selbstredend Terrier Johnny (gesprochen von Michael Kessler) und Hausschwein Paula (Ulrike Stürzbecher, deutsche Stimme von Jennifer Aniston), und damit ist auch das Problem benannt. Wer keine Filme mit sprechenden Tieren mag, wird "Tierisch verknallt" ohnehin meiden, aber auch großmütigere Zuschauer könnten alsbald der Ansicht sein, die beiden redeten zu viel. Die Animation wirkt ohnehin zuweilen etwas tollpatschig.

Andererseits steht aber die Romanze im Zentrum, weshalb die Quasselei auch nicht weiter stört, zumal die Liebelei sehr hübsch eingefädelt ist: Lisa und Peter lernen sich kennen, weil sie die Einliegerwohnung in seinem Haus mieten möchte. Eigentlich will er aber gar keine Untermieter, da die Wohnung früher die Tierarztpraxis seiner Frau war, also komplimentiert er Lisa wieder hinaus. Kurz drauf laufen sie sich erneut über den Weg, denn der Kunde, für den Peter eine Firmenzentrale entwerfen soll, verknüpft den Auftrag mit der Bedingung, dass seine Tochter in die Arbeit miteingebunden wird; und das ist natürlich niemand anderes als Lisa. Dank der listigen Tiere bekommt sie die Wohnung schließlich doch noch. Nun müssen nur noch die Nebenbuhler ausgeschaltet werden, denn Peters Chef (Roman Knižka) hat bereits ein Auge auf Lisa geworfen; und Peter wird heftig von Jans Mathelehrerin umgarnt.

Das Drehbuch überrascht mit einer Vielzahl witziger Wendungen, Dialoge und Darsteller machen großen Spaß, auch die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt, und das Ende gewinnt den vielen, vielen Schlussszenen an Flughäfen tatsächlich noch neue Seiten ab. Da kann es der Film verschmerzen, dass die Tierpassagen mitunter an Kinderfernsehen erinnern.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).