Mehr Seelsorge für Soldaten im Ausland
Soldaten im Auslandseinsatz sind dauerhaft extremem Stress ausgesetzt, erleben Gewalt und Unsicherheit. Das schlägt auf die Psyche. Der Amoklauf eines amerikanischen Soldaten in Afghanistan ist zwar ein Einzelfall, zeigt aber dennoch, wie der Stress in Wut umschlagen kann. Soldaten werden im Ausland in der Regel von Militärseelsorgern betreut. Die evangelischen Geistlichen der Bundeswehr treffen sich diese Woche in Rostock und überlegen, wie sie den Soldaten noch besser helfen können.

Die Kirchen wollen sich intensiver Bundeswehr-Soldaten und zivilen Einsatzkräften zuwenden, die traumatisiert von Auslandseinsätzen zurückkehren. Bereits zum Jahresanfang sei von der evangelischen und katholischen Militärseelsorge ein auf fünf Jahre angelegtes Seelsorgeprojekt für Menschen gestartet, die mit besonderen, extrem belastenden Situationen konfrontiert wurden, berichtete der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann am Montag in Rostock bei der Gesamtkonferenz der evangelischen Militärgeistlichen.

Ziel sei es, Menschen zu trösten, zu begleiten, ihnen neuen Lebensmut zu geben und Begegnungsräume zu eröffnen. Im Rahmen des Projektes sollen in diesem Jahr Angebote für psychisch Belastete und Verwundete aufgebaut werden. Im kommenden Jahr sollen Angebote für Rückkehrer und Ehemalige, 2014 dann für Mitarbeiter aus zivilen Organisationen folgen.

Dutzmann, der hauptamtlich Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche ist, kündigte zudem an, dass bis zum Sommer eine umfassende Einschätzung zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan vorgelegt werden soll. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe die Kammer für öffentliche Verantwortung damit beauftragt, diesen Einsatz zu bewerten.

Soldaten mögen Lebenskunde-Unterricht bei den Pfarrern

Der EKD-Militärbischof sprach sich dafür aus, dass es gemeinsame öffentliche Trauerfeiern von Staat und Kirche für gefallene Soldaten gebe. Darin müssten allerdings die Aufgaben von Kirche und Staat unterschieden werden.

Aus dem Bericht des Bischofs geht weiter hervor, dass der Lebenskundliche Unterricht der Militärseelsorge in der Bundeswehrausbildung von den Soldaten offenbar geschätzt wird. Eine Befragung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr vom Herbst 2010 habe ergeben, dass die Teilnehmer zu über 70 Prozent mit diesem Angebot "sehr zufrieden" oder "zufrieden" waren.

Die Soldaten schätzten die Militärseelsorger als Ethiklehrer und hätten nicht den Wunsch, dass Soldaten oder externe Experten als Dozenten eingesetzt werden. Die Befragten empfänden die gegenwärtige Regelung des Lebenskundlichen Unterrichts "nicht als Zwangsmaßnahme des Dienstherren, sondern bringen ihm ein großes, sachlich begründetes Interesse entgegen". Sie erwarteten vor allem Hilfe für ihre persönliche Entwicklung.

Nach Angaben des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr gibt es derzeit rund 120 evangelische Militärseelsorger. Die Gesamtkonferenz in Rostock dauert bis Freitag. 

epd