Nikolaus Schneider mit Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt
Bei der zentralen Eröffnung der 60. "Woche der Brüderlichkeit" am Sonntag im Leipziger Gewandhaus ist der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden. Die Festwoche im Zeichen der christlich-jüdischen Verständigung hat in diesem Jahr das Motto "In Verantwortung für den anderen". Sie wird seit 1952 jeweils im März von den regionalen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstaltet.

Mit der Buber-Rosenzweig-Medaille würdigt der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit das nachhaltige Wirken Schneiders für die Beziehungen von Christentum und Judentum. Dazu gehöre sein Eintreten gegen jedes Wiedererstarken von Rassismus und Antisemitismus und seine "deutliche Absage an die Judenmission ohne Wenn und Aber", wie es in der Begründung heißt. Die Laudatio auf den rheinischen Präses hielt der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier.

Schneider habe ein Gefühl dafür, was der deutschen Kultur nach 1933 verlorenen gegangen sei, sagte Steinmeier. Er bekenne sich zur christlichen Mitverantwortung und auch zur Schuld am Holocaust. Zudem hat sich Schneider für den Bau einer Synagoge in Wuppertal eingesetzt und die Evangelische Kirche im Rheinland, in der Schneider als Präses tätig ist, hat einen jüdisch-geistlichen Berater. Schneider sei kein "Schreibstuhl-Gelehrter", betonte Steinmeier. Er verstehe sich als "politischen Menschen und als Bürger, der weiß, wo er herkommt und was er der Generation nach sich schuldig" ist.

Der sächsische Landesrabbiner und jüdische Präsident des Koordinerungsrats, Henry G. Brandt, sagte bei dem Festakt, Voraussetzung für 60 Jahre Brüderlichkeit zwischen Juden und Christen sei, dass man sich auf Augenhöhe begegne und sich "Wertschätzung, Respekt und Rücksicht" entgegen bringe. Wer vor sechs Jahrzehnten, noch im "tiefen Schatten der Schoa und des mörderischen Weltkriegs" stehend, gewagt hat, sich auf den Weg zu machen, dürfe heute mit Recht feiern und sich feiern lassen.

Schneider: Jüdische Gesprächsbereitschaft ist ein "unverdientes Geschenk"

Präses Schneider selbst betonte, auch der Dialog mit anderen Religionen in Deutschland sei wichtig, damit man in Frieden zusammen leben könne. In seiner Preisträgerrede vom Samstag sagte er, dass die jahrhundertelange Polemik im Verhältnis zwischen Christen und Juden von christlicher Seite immer wieder in Diskriminierung und brutale Gewalt umgeschlagen sei, "beschäme die Kirche an ihrer Geschichte bis heute". Zugleich bezeichnete er es als "unverdientes Geschenk", dass es auf jüdischer Seite auch nach dem Holocaust und trotz dieser Schuld Gesprächsbereitschaft gegeben habe.

Die undotierte Buber-Rosenzweig-Medaille wird seit 1968 an Personen oder Institutionen vergeben, die sich um die Verständigung zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Sie erinnert an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig. Zu den früheren Preisträgern zählen der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani, der Violinist Yehudi Menuhin, der niederländische Schriftsteller Leon de Winter und der Architekt Daniel Libeskind.

epd