Kirchenangestellte demonstrieren für Tarifvertrag
Seit Monaten spitzt sich der Streit um das kirchliche Arbeitsrecht besonders in Niedersachsen immer weiter zu. Jetzt tragen die Diakonie-Beschäftigten ihren Unmut in die Synoden.

Mehr als 1.000 kirchliche Mitarbeiter haben nach Polizeiangaben in Hannover für Tarifverträge und höhere Gehälter demonstriert. Zu der Kundgebung am Samstag am Rande der Synodentagung der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen hatte die Gewerkschaft ver.di aufgerufen. Die Veranstalter sprachen von rund 1.500 Teilnehmern aus ganz Niedersachsen. Die Mitarbeitervertreter der Diakonie übergaben dem Kirchenparlament eine Kiste mit 11.500 Protestunterschriften der Beschäftigten.

Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretungen, Manfred Freyermuth, äußerte dabei die dringende Bitte, dass die Synode sich für die Schaffung eines einheitlichen Tarifvertrages einsetzen möge: "Nur so können wir das Lohndumping zwischen den einzelnen Trägern beseitigen." Die evangelischen Kirchen und die Diakonie lehnen Tarifverträge bisher ab und halten am Sonderweg des kirchlichen Arbeitsrechts fest, das kein Streikrecht kennt. Nach diesem sogenannten Dritten Weg werden die Entgelte in paritätisch besetzten Kommissionen ausgehandelt.

Diakonie: Ver.di geht es nur im Mitglieder

Die Gewerkschaftssekretärin von ver.di, Annette Klausing sagte, Streikrecht und Aussperrung seien kein Relikt des 19. Jahrhunderts. Auch die Beschäftigten in Diakonie und Kirche müssten die Möglichkeit haben, für ihre Rechte sowie für gerechte Arbeitsbedingungen und Löhne einzutreten. Mit Trillerpfeifen, Vuvuzelas und lautstarken Sprechchören wie "Wir wollen den Tarifvertrag" verschafften sich die Demonstranten Gehör bei den 48 Synodalen aus Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und der Evangelisch-reformierten Kirche aus Leer.

Der Vorsitzende des Diakonischen Dienstgeberverbandes, Hans-Peter Hoppe, sagte als Mitglied des Rates der Konföderation, dass es sich bei der Auseinandersetzung nicht um einen Konflikt mit den Mitarbeitern handele. Ver.di gehe es allein darum, Mitarbeiter zu rekrutieren, da die Gewerkschaft in den vergangenen Jahren rund eine Million Mitglieder verloren habe. Die Diakonie in Niedersachsen zahle höhere Gehälter als alle anderen Mitbewerber.

Der Tarifstreit um die etwa 30.000 Beschäftigten der Diakonie zwischen Hann. Münden und Cuxhaven hatte sich in den vergangenen Monaten stark zugespitzt. Vor rund einem Jahr hatten die Mitarbeitervertreter die Arbeitsrechtliche Kommission verlassen, um gegen den kirchlichen Sonderweg zu protestieren. Die Gewerkschaft wirft der Diakonie vor, die Löhne durch den "Dritten Weg" zu drücken.

epd