TV-Tipp des Tages: "Allein im finsteren Wald" (ZDF)
"Allein im finsteren Wald" orientiert sich zwar nur noch an Motiven der Vorlage von Mari Jungstedt, doch die Kontinuität in Erzählton und Machart bleibt gewahrt; und das nicht nur, weil der Fall mindestens genauso undurchsichtig ist wie sonst und der Polizei immer wieder neue Abgründe und Verdächtige beschert.
10.03.2012
Von Tilmann P. Gangloff

"Der Kommissar und das Meer: Allein im finsteren Wald", 10. März, 20.15 Uhr im ZDF

Das sei der Neid des Schicksals, klagt der Vater eines Studenten, der sich das Leben genommen hat: Es lasse die Begabten früh sterben und die Unbegabten Erfolg haben. Genauso verhält es sich mit Gotland, jedenfalls in den Romanen von Mari Jungstedt: In ihren Geschichten über den deutschen Kommissar Robert Anders wird ausgerechnet die idyllische Urlaubsinsel immer wieder zum Schauplatz grausiger Verbrechen. "Allein im finsteren Wald" orientiert sich zwar nur noch an Motiven der Schwedin, doch die Kontinuität in Erzählton und Machart bleibt gewahrt; und das nicht nur, weil der Fall mindestens genauso undurchsichtig ist wie sonst und der Polizei immer wieder neue Abgründe und Verdächtige beschert (Buch und Regie: Thomas Roth).

Die Geschichte beginnt mit dem erwähnten Suizid, doch der junge Mann bleibt nicht der einzige Todesfall. Eine Studentin stirbt einen ungleich grausigeren Tod, und Anders (Robert Sittler) muss sich durch ein hochemotionales Geflecht aus Hörigkeit, manipulierten Prüfungen und enttäuschter Liebe kämpfen: Eine Professorin hat beim Wettbewerb ihrer Schutzbefohlenen um die begehrten Plätze auf einem Forschungsschiff sehr zum Missfallen nicht nur ihres Gatten das Herz entscheiden lassen. Am Ende wird sie beinahe selbst zum Opfer ihrer Leidenschaft.

Zumindest für regelmäßige Zuschauer der Krimireihe ist der private Erzählstrang nicht minder interessant, denn wie so oft findet die Ermittlungsebene ihren Widerhall in Anders’ Familienleben: Tochter Ida (Charlotte Lüder) hat sich in einen französischen Austauschstudenten verguckt und will ausreißen. Derweil regt Sohn Niklas (Sven Gielnik) den väterlichen Strohwitwer dazu an, die Beziehung zu Emma (Frida Hallgren) endlich zu offizialisieren. Dass die lebensfrohe Freundin den Kommissar am Ende von jenem Trauma befreit, dem die Reihe ihren Titel verdankt, geht allerdings ein bisschen flott.

Schade auch, dass außer Anders’ Familie und seinem Mitarbeiter Wittberg (Andy Gätjen) mittlerweile praktisch keine deutschen Schauspieler mehr mitwirken, so dass die Filme mehr und mehr wie Importe klingen. Die Synchronisation ist zwar in Ordnung und als Blickfang genügt ohnehin die schöne Landschaft, aber bekannte Gesichter würden den Geschichten sicher nicht schaden.

 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).