CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte bei einer Mahnwache vor der iranischen Botschaft in Berlin. Auch die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) forderte die Freilassung des Theologen, der im Alter von 19 Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten war. Zu der Mahnwache hatte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) aufgerufen. Gröhe, der politischer Pate von Nadarkhani im Patenschaftsprogramm der IGFM ist, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir müssen Hinweise, wonach die Hinrichtung vorbereitet wird, sehr ernst nehmen." Zwar könne man nicht einschätzen, welchen Einfluss öffentlicher Protest auf die iranische Regierung habe, aber wir "dürfen nicht darin nachlassen, uns für seine Freilassung einzusetzen".
Ein Revolutionsgericht in Rasht hatte Nadarkhani im September 2010 wegen Abfall vom Islam und Verbreitung nichtislamischer Lehren zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde im Juli 2011 in letzter Instanz bestätigt und kann jederzeit vollstreckt werden. Es wäre "ein Schritt ins finstere Mittelalter", wenn wegen eines vermeintlichen Glaubensabfalls eine Hinrichtung vollzogen wird, warnte Gröhe. Der Iran habe den internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ratifiziert, "darin ist die Religionsfreiheit enthalten", so der CDU-Politiker.
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Die saarländische Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer bat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Angaben der Staatskanzlei in Saarbrücken, sich für die Aufhebung der Todesstrafe gegen den Pastor einzusetzen. Der menschenrechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Christoph Strässer, appellierte an den Obersten Gerichtshof Irans, der Vollstreckung des Todesurteils nicht zuzustimmen. Das Christentum sei eine vom Islam anerkannte Buchreligion. Ein Wechsel zum Christentum könne daher "kein Kapitalverbrechen darstellen, das mit dem Tod bestraft wird".
In den vergangenen Tagen hatten sich zahlreiche prominente Politiker weltweit für den Geistlichen einer protestantischen Freikirche eingesetzt. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte forderte die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten auf, sich für den iranischen Pastor zu engagieren. Der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister forderte vom Iran seine umgehende Freilassung. Nadarkhani ist seit 2001 Pastor in einem Netzwerk von Hauskirchen, zu der auch die Freikirche "Church of Iran" gehört, eine der größten Hauskirchen im Iran. Zudem war er bis zu seiner Verhaftung Gemeindeleiter einer 400 Mitglieder großen Gemeinde.
"Christen sind erschüttert über sein Schicksal"
Schneider erklärte am Freitag in Hannover, es sei "inakzeptabel, dass ein Mensch aufgrund seiner Religionszugehörigkeit verhaftet und zum Tode verurteilt wird". Religionsfreiheit und das Recht auf freie Religionsausübung seien "ein verbrieftes Menschenrecht, das auch für Angehörige religiöser Minderheiten im Iran gilt", betonte der rheinische Präses. Viele Christen in Deutschland seien erschüttert über das Schicksal des iranischen Pastors. "Lasst uns diese Erschütterung und Sorge im Gottesdienst in der Fürbitte vor Gott bringen."
An diesem Sonntag wird in der evangelischen Kirche Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen gehalten. Der EKD-Ratschef rief dazu auf, jene Menschen nicht zu vergessen, "die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Christentum unter Bedrängnissen und Verfolgung leiden." Neben der politischen Unterstützung benötigten diese "Glaubensgeschwister vor allem Solidarität, wie sie in der Fürbitte vor Gott zum Ausdruck gebracht wird. Denn das Gebet ist ein besonderer Dienst des Christen an seinem Nächsten."
Schneider äußerte sich dankbar, dass sich Politiker in Deutschland und weltweit intensiv um die Freilassung von Nadarkhani bemühen, fügte Schneider hinzu. Als Beispiele nannte er US-Außenministerin Hillary Clinton, Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe und den Unionsfraktionsvorsitzenden Volker Kauder, den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags sowie den Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Markus Löning (FDP).