Der scheidende westfälische Präses Alfred Buß mahnt die Kirche, die Verkündigung des Evangeliums in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen. "Eine Kirche, die keinen missionarischen Anspruch hat, bekommt Herzrhythmus-Störungen", sagte er dem Evangelischen Pressedienst in Bielefeld. Innerhalb der Reformationsdekade zum 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 schlägt Buß ein "Jahr des Gottesdienstes" vor, in dem die zentrale Rolle des Gottesdienstes für das evangelische Kirchenverständnis herausgestellt wird.
Bei allen Innovationen sei noch zu wenig erkennbar, dass der Gottesdienst das Herzstück der evangelischen Kirche sei, sagte der 64-jährige Theologe, der am Sonntag (4. März) nach achtjähriger Amtszeit als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen in den Ruhestand verabschiedet wird. Es gehe darum, Menschen zu erreichen, die nicht in die üblichen Gottesdienste kommen: "Welche Gottesdienst-Formen können wir anbieten, bei denen Leute sagen: Das habe ich bisher vermisst?"
Ökumene-Gespräche werden von der Wirklichkeit überholt
In der Ökumene setzt Buß vor allem auf Bewegung an der Basis. "Im ökumenischen Alltag ist so viel in Bewegung, dass manches theologische Lehrgespräch der Leitenden von der Wirklichkeit überholt wird", sagte er. Über Fortschrittsmöglichkeiten auf offizieller Ebene mache er sich keine Illusionen: Das Verständnis von Kirche und Amt bei Katholiken und Protestanten sei "so verschieden, dass wir in den kommenden Jahren kaum wirklich als Kirchen zusammenkommen können".
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Als Riesenchance betrachtet Buß die Vielfalt der Religionen in Deutschland. Christen müssten ihren Glauben so wieder begründen: "Wir müssen einer Welt, für die dies unbekannt oder zumindest nicht selbstverständlich ist, elementar deutlich machen, was unseren Glauben ausmacht." Das Großartige des christlichen Glaubens sei, "dass wir nicht einfach an ein höheres Wesen glauben, sondern dass nach unserer Überzeugung Gott in Jesus Mensch geworden ist".
Nachfolgerin von Alfred Buß als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist Annette Kurschus (49). Die bisherige Siegener Superintendentin wird am Sonntag (4. März) in ihr neues Amt eingeführt. Sie steht als erste Frau an der Spitze der viertgrößten deutschen Landeskirche mit 2,5 Millionen Mitgliedern.