Mann der Ökumene: Bischof Weber seit zehn Jahren im Amt
Gemeinschaft ist sein Anliegen. Landesbischof Friedrich Weber will lieber Kirchen und Konfessionen miteinander verbinden, als sie voneinander abzugrenzen: "Die Welt fragt heute nicht mehr, was katholisch, orthodox oder evangelisch ist, sondern was christlich ist", betont er. Seit genau zehn Jahren steht der promovierte Theologe an der Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig mit rund 370.000 Mitgliedern in rund 400 Gemeinden. Die Synode hatte ihn Ende 2001 zum Nachfolger von Christian Krause gewählt.
28.02.2012
Von Manfred Laube und Björn Schlüter

Als Brückenbauer zwischen den Konfessionen ist der 63-jährige Ökumene-Experte seit langem bundesweit gefragt. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Deutschlands (ACK) wählte ihn 2007 zu ihrem Vorsitzenden. In dieser Organisation sind bundesweit 17 Kirchen zusammengeschlossen, von den Pfingstlern bis zu den Orthodoxen. Bereits seit 2005 ist Weber als Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zuständig für die Kontakte zur katholischen Kirche.

Obwohl das theologische Gespräch mit dem Vatikan derzeit nur schleppend vorankommt, ist Weber optimistisch. Er setzt auf die Zusammenarbeit der Gemeinden an der Basis und auf gemeinsames sozialpolitisches Engagement: "Tun wir so viel miteinander als Christen, wie wir nur können, hierauf liegt der Segen Gottes", sagt er.

Kampf für humane Flüchtlingspolitik

Als Vorsitzender des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen von 2006 bis 2011 hat Weber sich wiederholt in landespolitische Fragen eingeschaltet. Dabei ging es ihm besonders um den Schutz des Sonntags als arbeitsfreiem Tag und um eine humane Flüchtlingspolitik. Gegen mehrere Abschiebungen meldete er sich zu Wort.

Anfang 2009 sorgte der aus Hessen stammende Theologe zudem mit einer Überlegung zur Kirchenreform für Aufsehen: Auf seine Anregung hin debattierten die fünf niedersächsischen Landeskirchen, ob sie künftig eine gemeinsame Kirche bilden sollten. Die Diskussion verlief zunächst im Sande - doch immerhin laufen bis heute Beratungen, wie die Kirchen ihre Zusammenarbeit verbessern können.

Bei allen kirchlichen und politischen Debatten legt Weber aber auch Wert auf eine gewisse "Erdung", wie er es nennt. "Nach wie vor besuche ich etwa alle drei Wochen ein Pfarrhaus, um weiter in direktem Kontakt mit der Pfarrerschaft zu bleiben", sagt der Bischof. Diese Besuche müssen keinen vorher festgelegten Grund haben und können durchaus einen halben Tag dauern. Seit Beginn hat er so knapp hundert Pfarrerfamilien kennengelernt.

Honorarprofessor in Braunschweig

Auch der wissenschaftliche Nachwuchs liegt ihm am Herzen: So sitzt er seit 2008 als Honorarprofessor der Technischen Universität Braunschweig einmal pro Woche mit angehenden Lehrern im Seminar und diskutiert mit ihnen Fragen der Kirchengeschichte. Als stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz hat er zudem ein wichtiges Wort in der Kulturförderung mitzureden.

Sorgen macht dem Vater zweier erwachsener Kinder der demografische Wandel in der Region. Jüngere ziehen fort aus dem Gebiet der Landeskirche am Westrand des Harzes und lassen die Älteren zurück. Die Bevölkerung dünne schleichend aus. Dagegen müsse die Kirche etwas tun. Zu oft werde allerdings in der Kirche nur noch über Strukturen geredet. "Wir wollen dafür sorgen, dass die Freude am Glauben nicht verloren geht."

epd