Die Schmalkaldischen Artikel: "Wider Papst, Teufel und Welt"
Die schmalkaldischen Artikel gelten als geistliches Testament Martin Luthers. Bis heute ist der Text, der nach dem Ort Schmalkalden im heutigen Thüringen benannt wurde, eine wichtige evangelische Bekenntnisschrift. Dabei hat der Text seinen eigentlichen Zweck nie erfüllt.
24.02.2012
Von Jasmin Maxwell

Im Frühjahr 1536 war die junge evangelische Bewegung in Bedrängnis. Die Auseinandersetzung um zentrale Glaubensinhalte fand unter den Anhängern der Reformation kein Ende. Zugleich hatte Papst Paul III. ein Konzil nach Mantua einberufen, um die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Das Konzil wurde allerdings mehrfach verschoben und fand schließlich nie statt. Derweil hatte sich Martin Luthers Gesundheitszustand stark verschlechtert, seine Anhänger rechneten mit seinem baldigen Tod. In diesem Fall befürchteten sie einen weiteren Streit um die Glaubensgrundsätze.

Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen forderte Luther daher auf, seine Lehre verbindlich zusammenzufassen. Der Text sollte eine Verhandlungsgrundlage für das geplante Konzil bilden, aber auch die evangelischen Theologen einen. Am 24. Februar 1537 wurde das Dokument in Schmalkalden im heutigen Thüringen unterzeichnet. Die "Schmalkaldischen Artikel" wurden damit zu einem wichtigen Text der Reformationsgeschichte. Obwohl Luther noch bis 1546 lebte, gelten sie als sein geistliches Testament.

Für immer vom Papst "geschieden" und "widereinander"

Luther beginnt seinen Text versöhnlich, schlägt dann aber harte Töne gegenüber der Papstkirche an. Nach Aspekten, in denen er mit den Katholiken übereinstimmt, nennt er Punkte, bei denen für ihn kein Kompromiss möglich ist. Scharf weist der Reformator das Papsttum zurück: "Also sind und bleiben wir ewig geschieden und widereinander." Auch über die evangelische Rechtfertigungslehre, nach der Menschen nicht durch Taten, sondern nur durch Glauben und Gottes Gnade gerecht werden, wollte Luther nicht verhandeln: "Auf diesem Artikel steht alles, was wir wider den Papst, Teufel und Welt lehren und leben." Gesprächsbereit zeigte sich Luther dagegen bei Themen wie Taufe, Buße, Priesterweihe und Zölibat. Der Text schließt mit einem persönlichen Bekenntnis des Reformators.

Die Artikel sollten nach dem Willen von Johann Friedrich von Sachsen nicht nur für das Konzil gültig sein. Historiker vermuten, dass der Kurfürst damit zugleich ein einheitliches Bekenntnis für den Schmalkaldischen Bund schaffen wollte. Dieses Bündnis hatten evangelische Fürsten und Städte 1531 geschlossen, um ihren Glauben gegen den Kaiser und die katholischen Reichsstände zu verteidigen. Gründungsmitglieder waren fünf mitteldeutsche Fürsten, die beiden Grafen von Mansfeld und elf Städte, darunter Bremen, Konstanz und Magdeburg. Bis 1538 dehnte sich der Bund kontinuierlich aus. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde der Bund unter Führung von Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen zu einem wichtigen Machtfaktor.

Der Schmalkaldische Krieg

Intern gab es unterdessen große Interessensgegensätze zwischen den zum Teil räumlich weit entfernten Fürstentümern und Städten. Als im Februar 1537 bei einem Treffen des Bundes über Luthers Artikel verhandelt wurde, entstand insbesondere über die Bedeutung des Abendmahls Streit. Zwar unterzeichneten zuletzt 25 der 33 anwesenden Theologen Luthers Text und erklärten damit ihre persönliche Übereinstimmung. Zu einem förmlichen Bekenntnis des schmalkaldischen Bundes machten sie das Dokument aber nicht. Auch bei einem Konzil kam der Text nie zum Einsatz: Denn die Landesherren entschieden, die Einladung des Papstes nach Mantua doch abzulehnen.

Innerhalb des Schmalkaldischen Bundes verschärften sich nach der Unterzeichnung der Artikel die internen Konflikte zunehmend. Derweil bereitete Kaiser Karl V. systematisch einen Krieg gegen das Bündnis vor, um ein Auseinanderbrechen des Reichs durch die Reformation zu verhindern. 1547 verloren die evangelischen Bündnistruppen den fast einjährigen Krieg gegen die Armeen des Kaisers. Damit zerbrach der Schmalkaldische Bund. 

epd