Sozialforscherin fordert Kampf gegen Bildungsarmut
Die Sozialforscherin Jutta Allmendinger hält den klassischen Sozialstaat mit seinen Fürsorgeleistungen für Arme und Bedürftige für unverzichtbar.

Solange 15 Prozent der nachwachsenden Generationen im derzeitigen Bildungssystem keine Chance hätten, könne der "reparierende" Sozialstaat nicht zurückgefahren werden, sagte Allmendinger beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen in Essen.

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung forderte mehr Anstrengungen im Kampf gegen Bildungsarmut: "Wir brauchen einen Pakt über alle politischen Parteien und gesellschaftlichen Schichten hinweg, Bildungsarmut entschlossen abzubauen."

"Der Sozialstaat des 21. Jahrhunderts braucht zwei Beine"

Der bisherigen Bildungspolitik bescheinigte Allmendinger erhebliche Fehlentwicklungen. Rund zehn Prozent der Jugendlichen verließen die Schule ohne Abschluss, 21 Prozent der 15-Jährigen gälten als Analphabeten. Um dem zu begegnen, müsse vor allem der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg durchbrochen werden. Während 86 Prozent der Akademikerkinder ein Studium aufnähmen, gelinge dies nur 23 Prozent der Kinder aus sozial schwierigen Haushalten.

Der Sozialpolitische Aschermittwoch der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Ruhrbistums Essen stand in diesem Jahr unter der Überschrift "Der Sozialstaat des 21. Jahrhunderts braucht zwei Beine". Der rheinische Präses Nikolaus Schneider und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck erinnerten an die soziale Verantwortung der Christen und der Kirchen. Mit dem Sozialpolitischen Aschermittwoch wollen die rheinische Kirche und das Ruhrbistum seit 1998 einen "Kontrapunkt zum Politspektakel der Parteien" am Aschermittwoch setzen.

epd