Papst Benedikt feiert Messe mit 22 neuen Purpurträgern
Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag in Rom eine erste Messe mit den neu ernannten Kardinälen gefeiert. Unter den 22 neuen Purpurträgern sind auch der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki (55) sowie der deutsche Jesuitenpater Karl Josef Becker (83). Der Papst mahnte die Würdenträger dabei, Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen.

"Das ist besonders eure Aufgabe, verehrte Mitbrüder im Kardinalat: die Freude der Liebe Christi zu bezeugen", sagte Benedikt im Petersdom. Die Kirche existiere "nicht für sich selbst", sie sei nicht selbst das "endgültige Ziel", sondern müsse über sich hinaus weisen. Am Tag zuvor hatte der der Papst die 22 Geistlichen in den Kardinalsrang erhoben. Bei einem feierlichen Konsistorium überreichte er jedem von ihnen im Petersdom das rote Birett sowie den Kardinalsring und wies ihnen römische Titelkirchen zu.

In seiner Predigt forderte er die neuen Purpurträger auf, in der Leitung der Weltkirche eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Künftig sei es ihre Aufgabe, "Probleme, die die Sendung der gesamten Kirche betreffen, in Betracht zu ziehen und zu beurteilen". Sie müssten herausragende Diener der Kirche sein, die "nicht der weltliche Stil der Macht und der Herrlichkeit" präge.

Zur Kardinalswürde gab's ein evangelisches Gesangbuch

Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) würdigte die rasche Ernennung Woelkis zum jüngsten Kardinal der Weltkirche als Zeichen der Wertschätzung für die Bundeshauptstadt. Woelki habe sich offen für den Dialog gezeigt, der in einer Stadt mit einer Vielfalt an Religionen und Lebensweisen besonders wichtig sei, sagte er beim Empfang des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch zu Ehren der neuen Purpurträger.

Woelki betonte seinerseits die eigene Wertschätzung für den Berliner Bürgermeister. Das beiderseitige Verhältnis sei "sehr unkompliziert". Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge unterstrich als Mitglied in Woelkis Delegation die Notwendigkeit neuer Impulse für die Ökumene. Er schenkte dem Erzbischof zu seiner Kardinalsernennung ein evangelisches Gebetbuch und wünschte ihm, dass er den Papst künftig "aus dem Land der Reformation" berate.

Bei einem Empfang in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl würdigte Woelki am Abend seine Erhebung zum Kardinal auch als "Auszeichnung für die Katholiken, die in der DDR ihren Glauben bekannt haben". Die Kirche sei in der aktuellen Staatsschuldenkrise aufgefordert, "ihr Gewicht öffentlich für jene in die Waagschale zu werfen, deren Kräfte nicht reichen, um selbst auf ihre Not aufmerksam zu machen".

Jetzt 213 Kardinäle

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Zollitsch, erinnerte bei dem Empfang daran, dass Woelki sich als Weihbischof in Köln bis vor wenigen Monaten unermüdlich in den Gemeinden und bei anderen Begegnungen bemüht habe, "den Glauben verständlich zu machen, zu vermitteln." Als Hauptstadtbischof müsse er das Christentum nun in einem stark säkularisierten Umfeld verkünden.

Mit dem vierten Konsistorium im Pontifikat Benedikts seit 2005 erhöhte sich die Zahl der Kardinäle auf 213. Von diesen sind derzeit 125 unter 80 Jahre alt und damit berechtigt, an einem Konklave zur Wahl eines neuen Papstes teilzunehmen. Von den 22 neuen Purpurträgern stammen 16 aus Europa, darunter sieben Italiener. Neben dem Berliner Erzbischof berief der Papst auch die Erzbischöfe von Florenz, New York, Prag, Utrecht und Toronto in den "Senat" der katholischen Kirche.

Der zweite neue deutsche Kardinal, der aus Köln stammende Theologe Becker, lehrte bis zu seiner Emeritierung an der römischen Jesuitenuniversität Gregoriana. Benedikt hatte den langjährigen Berater der vatikanischen Glaubenskongregation zuletzt in die Expertenkommission für die Gespräche mit der traditionalistischen Pius-Bruderschaft berufen.

epd