Goldener Bär geht an "Cäsar muss sterben"
Die Jury der 62. Berlinale hat entschieden - und viele Festivalbesucher überrascht. Keiner der Favoritenfilme erhielt den Goldenen Bären. Die Gewinner sind zwei italienische Regie-Altmeister.

Der Film "Cäsar muss sterben" ("Cesare deve morire") der italienischen Regie-Brüder Paolo und Vittorio Taviani ist mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Damit überraschte die Jury der 62. Berlinale am Samstagabend Publikum wie Filmkritiker. Die Deutschen holten zwei Silberne Bären: Christian Petzold erhielt für sein DDR-Drama "Barbara" mit Nina Hoss in der Hauptrolle den Preis für die beste Regie. Der Kameramann Lutz Reitemeier wurde für seine Arbeit an dem chinesischen Historiendrama "Land des weißen Hirsches" ("Bai Lu Yuan") von Wang Quan'an geehrt.

Paolo Taviani (80) und Vittorio Taviani (82) haben mit "Cäsar muss sterben" ein Filmessay über Strafgefangene in Rom gedreht, die im Gefängnis Shakespeares "Julius Cäsar" proben und aufführen. Bereits zum achten Mal wurde ein italienischer Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Zuletzt erhielt 1991 Marco Ferreri für "Das Haus des Lächelns" den Preis.

Die Berlinale-Jury unter Vorsitz des britischen Regisseurs Mike Leigh verbeugte sich mit ihrer Entscheidung vor den Regie-Altmeistern Taviani, zu deren Werk Filme wie "Mein Vater, mein Herr", "Die Nacht von San Lorenzo" und "Good morning, Babylon" gehören.

Silberne Bären in die Schweiz, Dänemark und Kongp

Regiepreis-Gewinner Petzold war mit "Barbara" auch als Favorit für den Goldenen Bären gehandelt worden - ebenso wie die Schweizer Regisseurin Ursula Meier mit ihrem Sozialdrama "L'enfant D'en Haut" (Das Kind von oben). Sie wurde mit einer mit einem Silbernen Bären verbundenen lobenden Erwähnung geehrt.

Die Silbernen Bären für die beste Schauspielerleistung gingen an Darsteller aus Dänemark und dem Kongo. Die kongolesische Laiendarstellerin Rachel Mwanza wurde für ihre Rolle einer Kindersoldatin in dem Film "Rebelle" des kanadischen Regisseurs Kim Nguyen geehrt. Der Däne Mikkel Boe Folsgaard erhielt den Preis für seine Leistung in dem Kostümfilm "Die Königin und der Leibarzt" von Nikolaj Arcel. Zusammen mit Rasmus Heisterberg bekam Regisseur Arcel auch den Preis für das beste Drehbuch.

Ein Silberner Bär ging an den ungarischen Film "Nur der Wind" ("Csak a szél"). Regisseur Bence Fliegauf erhielt für sein Werk den Großen Preis der Jury. Sein Film erzählt nach realen Ereignissen von einer Mordserie an Roma-Familien in einem ungarischen Dorf.

dpa