Kölner Ratsausschuss verurteilt Hexenprozesse
Ein Ausschuss der Kölner Stadtrats hat am Montag die Hexenprozesse vor rund 400 Jahren verurteilt und die Opfer moralisch rehabilitiert.

Der Ausschuss appellierte an den gesamten Stadtrat und an die katholische Kirche, sich ebenfalls von der Hexenverfolgung und den Hinrichtungen zu distanzieren. Der Beschwerdeausschuss befasste sich auf Antrag des evangelischen Pfarrers Hartmut Hegeler vor allem mit dem bekanntesten Fall der Kölner Postmeisterin Katharina Henot, die 1627 wegen angeblichem "Teufelspakt und Schadenszauber" hingerichtet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Ein Zeichen gegen körperliche und geistige Gewalt setzen

Nach Hegelers Recherchen wurden seinerzeit in Köln fast 40 Menschen wegen angeblicher Hexerei getötet - überwiegend Frauen, aber auch drei Männer und ein Junge. Von etwa 35 Angeklagten sei das Schicksal unbekannt. Die Stadt Köln nutze mit der Verurteilung des damaligen Unrechts eine historische Chance, ein Zeichen gegen körperliche und geistige Gewalt zu setzen, erklärte der pensionierte 65-jährige Berufsschulpfarrer aus Unna, der sich seit Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt.

[listbox:title=Mehr im Netz[Die Beschlussvorlage des Ratsausschusses##Die Internetseite von Hartmut Hegeler]]

Tausende Frauen, aber auch Männer und Kinder wurden in Deutschland insbesondere im 16. und 17. Jahrhundert als Hexen hingerichtet. Experten schätzen, dass der Hexenverfolgung in Europa etwa 40.000 bis 60.000 Menschen zum Opfer fielen, darunter 25.000 Menschen auf dem Boden des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Juristisch können die jahrhundertealten Urteile nicht mehr aufgehoben werden, möglich ist nur eine moralische Ehrenrettung.

Zum Fall Katharina Henot heißt es im Beschluss des Beschwerdeausschusses, die Stadt Köln habe bereits das ihr Mögliche getan, um eine moralische und sozialethische Rehabilitation der Verurteilten auszudrücken. So sei Henot mit einer Figur auf dem Rathausturm ein Denkmal gesetzt worden. Die Figur wurde von der Bildhauerin Marianne Lüdicke gefertigt, einer Nachfahrin Henots. Nach der am 16. Mai 1627 als angebliche Hexe hingerichteten Henot wurden zudem eine Straße und eine Schule benannt, in einer wissenschaftlichen Publikationsreihe wird ihr Schicksal ausführlich geschildert.

epd