Jetzt ist Weihnachten endgültig vorbei
Die Weihnachtszeit endet für viele am Abend des 27. Dezember. Oder spätestens am 6. Januar, zum Fest der Heiligen Drei Könige. Doch auch dieses Datum ist eigentlich noch nicht das Ende. Erst am 2. Februar, zum Fest "Mariä Lichtmess", gehört - streng genommen - der Weihnachtsbaum aussortiert.
01.02.2012
Von Ralf Peter Reimann

Unseren Weihnachtsbaum haben wir erst an diesem Wochenende entsorgt, langsam wurde es peinlich, dass bei uns abends der erleuchtete Christbaumbaum noch am Wohnzimmerfenster erstrahlte, doch die Kinder wollten sich vorher nicht von ihm trennen.

Die örtliche Müllabfuhr holt bei uns in der Woche nach dem 6. Januar - dem Dreikönigsfest oder Epiphanias - gratis die abgetakelten Tannenbäume ab. Diesen Zeitpunkt hatten wir verpasst. Während wir daher noch Weihnachten 2011 gemütlich ausklingen lassen, zeigt die Fachmesse Christmas World bereits die neuen Dekorationen in den Trendfarben für das Weihnachtsfest 2012.

Nach Weihnachten ist vor Weihnachten

Wer sich auf die Lichterketten als Gartenschmuck in den Vorstädten verlässt, für den beginnt Weihnachten Anfang Dezembers und hört ziemlich bald nach dem 26. Dezember wieder auf. Weihnachtsdeko und -süßigkeiten gibt es ab dem 27. Dezember zum Schnäppchenpreis im Supermarkt, die Lager der Geschäfte müssen geräumt werden.

In anderen Ländern ist der 24. Dezember nicht der Höhepunkt, sondern erst der Auftakt des Weihnachtsfestes. Dafür spricht eigentlich auch die biblische Überlieferung, denn Jesu Geburtsgeschichte endet erst damit, dass Josef und Maria den Säugling in den Tempel bringen, um ihn Gott zu weihen (Lukas2,22).

Da nach jüdischer Tradition eine Frau 40 Tage lang nach der Geburt eines Sohnes als unrein galt, fand dies - wenn man Jesu Geburt auf die Nacht vom 24. zum 25. Dezember datiert, erst am 2. Februar statt.

"Purificatio Mariae" - die rituelle Reinheit

Im evangelischen Gottesdienstbuch wird dieser Tag zwar etwas nüchtern - sachlich als Fest der Darstellung des Herrn bezeichnet, geht aber im protestantischen Alltag meist unter. Seit der Liturgiereform in der katholischen Kirche trägt der Festtag offiziell denselben Namen wie bei den Protestanten, doch ist er besser bekannt als Mariä Lichtmess. Mit dem alten Namen - auch als Mariä Reinigung oder auf Latein als "Purificatio Mariae" bezeichnet - ist auch ein anderer Schwerpunkt verbunden, Marias rituelle Reinheit ist 40 Tage nach der Geburt wiederhergestellt. Als Zeichen dafür wird die Messe mit erleuchteten Kerzen gefeiert, daher auch der Name Lichtmess, im Spanischen auch als Candelaria oder im Englischen als Candlemas, also Kerzenmesse bezeichnet.

Im religiösen Brauchtum einiger Länder spielt Lichtmess auch heute noch als Abschluss der Weihnachtszeit eine Rolle. In Spanien und vielen Ländern Lateinamerikas ist erst das Fest der Heiligen Drei Könige - auf Spanisch Los Reyes - der Tag der Bescherung. Traditionell gibt es zum Abendessen die "Rosca de Reyes". Die Kranzform der mexikanischen Rosca de Reyes stellt so eine Krone dar, in Spanien werden auch kandierte Früchte zum Backen benutzt, sie symbolisieren die Juwelen der Königskrone. Im Kuchen ist ein Püppchen eingebacken, es ist ein stilisiertes Jesus-Kind. Wer das Stück Kuchen mit der Jesus-Figur erhält, der muss (oder darf) dann die Gäste zu Lichtmess zu einem Festessen einladen - damit ist dann aber die Weihnachtssaison endgültig abgeschlossen.

Wenn man bei Tageslicht zu Abend essen kann

Im evangelischen Kirchenjahr werden die Sonntag nach dem Dreikönigsfest bzw. Epiphanias gezählt, so war in diesem Jahr der 27. Januar der letzte Sonntag nach Epiphanias und hatte - wie Weihnachten auch - nochmals Weiß als liturgische Farbe. In Sachsen und in Teilen des Erzgebirges ist es nach wie vor üblich, Weihnachtsschmuck bis zum 2. Februar in den Kirchen zu lassen.

Vielleicht gibt es aber für Lichtmess auch eine profane Erklärung: Traditionell sagt man, dass ab dem 2. Februar wieder bei Tageslicht zu Abend gegessen werden kann, so heißt .es zum Beispiel im Pfälzischen: "Mariä Lichtmess, spinne vergess', bei Dag ze Nacht gess'." Wenn man die Kerzen im Haushalt nicht mehr zu Beleuchtungszwecken benötigte, konnte man sie einer sakraler Bestimmung übergeben - und Lichtermessen in den Kirchen feiern.

Statt im Januar bereits mit dem Titel Christmas World eine Messe für das noch kommende Weihnachtsfest 2012 zu veranstalten, könnte man doch am 2. Februar vielleicht Candlemass feiern - vielleicht lässt sich unter einem englischen Namen ein altes Fest wiederbeleben - und die Christmas Season, pardon die Weihnachtszeit abschließen.


Ralf Peter Reimann ist rheinischer Pfarrer und arbeitet bei evangelisch.de.