Costa-Concordia-PR: Debakel oder angemessen?
Seit dem die "Costa Concordia" am 13. Januar gesunken ist, berichten die Medien über das Unglück. Dabei ist auch das Bild von dem halb im Meer versunkenen Kreuzfahrt-Schiff immer präsent. Doch künftige Passagiere und die Branche zeigen sich offenbar bislang unbeeindruckt von der Berichterstattung und den Fotos. Dabei ließ der mediale Auftritt der Concordia-Reederei zu wünschen übrig.
27.01.2012
Von Rosa Legatis

Zwei Wochen ist es nun her, da sank das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" vor der italienischen Insel Giglio. Noch immer werden mehr als ein Dutzend Passagiere vermisst und die Bergung des Schiffes wird noch bis mindestens März andauern. Über die Fortschritte informieren nicht nur die verschiedensten Medien, auch die Reederei berichtet mittlerweile auf ihrer Internetseite.

Bernhard Jans von der Arbeitsgruppe Kreuzfahrt-Forschung sieht das anfängliche Krisenmanagement von Costa nicht als Glanzleistung. Die Informationen seien sehr gestückelt herausgegeben worden und die Costa-Reederei habe häufig erst reagiert, wenn sie ein neues Gerücht dementieren wollte. "Sie hätte sich schon am Anfang positionieren müssen. Das Unglück liegt in der Verantwortung des Kapitäns, aber er ist nicht allein." Die Reederei hätte offensiv sagen müssen, so Kreuzfahrt-Forscher Jans, was passiert ist.

Der erste Eindruck zählt

Auch die Medientrainer Ulla und Wolf Achim Wiegand meinen, ein glaubwürdiger Auftritt der Verantwortlichen sei "die halbe Miete, weil wir Menschen unsere Sympathien in der Regel zunächst nach Äußerlichkeiten richten". Mittlerweile ist auch die Internetseite bearbeitet worden - wenn auch relativ spät, findet Kreuzfahrt-Forscher Jans: "Anfangs kamen ja nur kurze Meldungen, denen man ansah, dass sie schnell und schlecht aus dem Italienischen übersetzt waren". Bis heute gibt es nach Meinung der Medientrainer Wiegand auf der Homepage noch einiges zu optimieren, so zum Beispiel das Beileidsstatement des Vorstandschefs der Reederei Pier Luigi Foschi. Es ist ein Ausschnitt aus der ersten Pressekonferenz kurz nach dem Unglück: "Es hätte genug Zeit gegeben, um eigens für die Website ein zugewandteres Kurzstatement mit direktem Blick in die Kamera zu produzieren."

Die Gründe für das schlechte Krisenmanagement der Reederei sind vielfältig, getrieben wurde der ganze Prozess natürlich durch die Ereignisse vor der italienischen Küste: "Anfangs könnte man dieses als Phase der Angst, Desorientierung - vielleicht auch als 'keine Panik' - bezeichnen," beschreibt Kreuzfahrt-Experte Jans die damalige Situation. Dann sei die Schadensbegrenzungs-Phase gekommen, das habe bedeutet: Retten, was zu retten ist. "Das dann auf dem Schiff die komplette Hilfskonstruktion im Sinne von Notfall-Management im wahrsten Sinne des Wortes versagt, das muss man natürlich auch sehen." Das hätte auch das beste Krisenmanagement nicht positiv verkaufen können.

Branchen-Boom bleibt offenbar unberührt

Die ständige Präsenz von Fotos der gesunkenen "Costa Concordia" in den Medien könnte nun für ein negatives Image der Branche sorgen. "Ein Bild schadet mehr als tausend Worte", meint Wiegand. Die Branche sieht derzeit jedoch keinen Grund zur Sorge: "Der Boom geht weiter," versichert der Deutsche Reiseverband (DRV) gegenüber der Süddeutschen Zeitungen. Und auch der Verband der deutschen Reeder geht nicht davon aus, dass der Untergang der "Costa Concordia" sich auf die Buchungszahlen für Kreuzfahrten auswirken wird. Derzeit sind Seereisen sehr beliebt, im vergangenen Jahr buchten rund 20 Prozent mehr Gäste als zuvor ihren Urlaub auf dem Meer.

Fast zeitgleich zu dem Unglück fand in Stuttgart die Urlaubsmesse CMT statt. Dabei stellen sich auch Kreuzfahrt- und Schiffsreisen-Anbieter vor, darunter auch die Reederei Costa. Dieses Mal war sie nicht dabei. Einen Besucherrückgang befürchten die Messeveranstalter wegen des Schiffsunglücks jedoch nicht. Viele Menschen fangen damit ein Gespräch an, sagt der Geschäftsführer des Reisebüros "Treffpunkt Schiff", Rainer Nuyken, gegenüber Spiegel Online.

Und dennoch wird das Unglück als Einzelfall wahrgenommen - trotz allem was da schief gegangen ist, sagt Kreuzfahrt-Forscher Jans gegenüber evangelisch.de: "Das ist so ähnlich wie bei einem Hotelbrand. Trotzdem geht man ins nächste Hotel und macht dort Urlaub. Das wird nicht auf die Branche gespiegelt."


Rosa Legatis ist freie Journalistin in Hannover.