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Opa Walter und Oma Monika sind glücklich. Seit November haben sie dafür gekämpft, dass André (6) und Esther (9) mit ihren Eltern aus Vietnam nach Hause zurückkehren dürfen. Die aus Hoya bei Bremen abgeschobene Familie Nguyen ist Walter Schmidt und Monika Finkbeiner ans Herz gewachsen. Dabei sind sie gar nicht die leiblichen Großeltern. "Wir haben sie vor fünf Jahren im Kirchenasyl kennengelernt. Da hat André seine ersten Schritte gemacht. Der kennt mich nur als Opa", sagt Schmidt mit Stolz in der Stimme.
Am 31. Januar werden sie das Ehepaar Nguyen und seine beiden jüngsten Kinder endlich wieder in die Arme schließen können. Um 10.55 Uhr sollen die Nguyens mit dem Flugzeug in Hannover-Langenhagen landen. Schmidt und Finkbeiner, seit 22 Jahren ein Paar, werden dann mit vielen anderen aus der niedersächsischen Gemeinde Hoya in der Ankunftshalle stehen. "Darauf haben wir so lange gewartet", sagt Schmidt erleichtert. "Dann ist der Alptraum endlich vorbei", seufzt auch Renate Paul, Vorstandsvorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde.
Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte sich nach Protesten von Kirchen, Flüchtlingsorganisationen und Privatpersonen für die Rückkehr der Familie eingesetzt. Nach kurzer Prüfung hatte das Bundesinnenministerium ihr einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland gewährt. Die Nguyens mussten danach jedoch noch wochenlang auf ihre Reisepässe warten.
Jahrelang nur vorübergehende Duldungen
Zu Hause - das war für die vietnamesische Familie Nguyen seit Jahren die Gemeinde Hoya im Kreis Nienburg. Sie hatten eine Wohnung gemeinsam mit der großen Tochter Ngoc Lan. Die Eltern arbeiteten in der Baumschule Krebs. André ging in den Kindergarten, Esther in die Grundschule. Und sie hatten Freunde gefunden, vor allem in der Kirchengemeinde, wo sie regelmäßiger Gast waren.
Was sie seit Jahren nicht hatten, war ein gesicherter Aufenthaltsstatus. Der Asylantrag war abgelehnt worden. Die Behörden warfen ihnen vor, bei der Einreise vor 19 Jahren falsche Namen angegeben zu haben. Deshalb wurden sie im November abgeschoben - nachts aus den Betten geholt, zum Flughafen Frankfurt gebracht und nach Hanoi geflogen. "Das war grässlich für uns. Wir waren schockiert", erinnern sich Schmidt und Finkbeiner.
Dabei waren sie und die anderen Unterstützer Rückschläge gewohnt. Pastor Andreas Ruh, Kirchenvorsteher, Ehrenamtliche, Lehrer, Erzieherinnen, Politiker hatten seit Jahren für ein Aufenthaltsrecht der Nguyens gekämpft. Sie schalteten einen deutschlandweit renommierten Anwalt ein. Doch es gab immer nur Ablehnungen und vorübergehende Duldungen. Zuletzt wurde der Antrag an die niedersächsische Härtefallkommission gar nicht erst zugelassen.
"Wir haben sie getröstet, obwohl wir selbst auch Trost brauchten"
Von August 2006 bis Februar 2007 gewährte die Kirchengemeinde den Nguyens sogar Kirchenasyl. Auch das brachte nur wieder einen Aufschub. "Das waren genau 167 Tage." Pastor Ruh muss gar nicht nachrechnen. Finkbeiner und Schmidt haben die Familie dort regelmäßig besucht und Besorgungen für sie gemacht. "Dadurch hat sich ein persönliches Verhältnis entwickelt", erzählt der Rentner.
Danach haben sie auf die Kinder aufgepasst und mit ihnen gespielt. Sogar zum Kinderarzt haben sie die Nguyens begleitet, weil die Eltern nicht so gut Deutsch sprechen. "Wir können zwar auch kein Vietnamesisch", sagt Schmidt. "Aber man fühlt doch, was sie sagen wollen." Deshalb sind sie nach der Abschiebung auch gleich zur erwachsenen Tochter gefahren, die allein in der Wohnung zurückgeblieben war. "Wir haben sie getröstet, obwohl wir selbst auch Trost brauchten."
Zu Hause - das wird für die Nguyens nun wohl für immer die Gemeinde Hoya bei Bremen bleiben. Sie können wieder in ihre Wohnung einziehen. Die Kirchengemeinde hat aus Spendenmitteln die Miete weiter gezahlt. Die Baumschule hat ihnen ihre Arbeitsplätze frei gehalten. Und Opa Walter und Oma Monika sind glücklich, dass sie ihre Enkel wieder haben.