"In drei Jahren nutzt jeder Zweite einen Tablet-PC"
Die Wucht, mit der internetfähige mobile Geräte die Gesellschaft verändern, wird nach Ansicht des Münchner Marktforschers Malthe Wolf unterschätzt. Handliche Geräte würden die Menschen künftig vom Aufwachen bis zum Zubettgehen begleiten, sagte Wolf am Freitag in Schwäbisch Gmünd bei einem christlichen Medienkongress. Der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, warnte davor, unreflektiert technischen Neuerungen in der Medienwelt zu folgen.

Malthe Wolf erwartet, dass innerhalb der nächsten drei Jahre die Hälfte der Deutschen einen Tablet-Computer nutzen werde. Derzeit seien es fünf Prozent. Die Menschen bezögen aus diesen Geräten Nachrichten, blieben in Kontakt mit Freunden, schauten sich Filme an und erledigten Einkäufe.Der Marktforscher riet zu mehr Vorsicht im Umgang mit persönlichen Daten. Wer etwa über seine Krankheiten im Internet berichte, ermögliche es auch Arbeitgebern und Versicherungen, sich ein Bild von seinem Gesundheitszustand zu machen. Aus Datenschutzgründen nutze er selbst deshalb soziale Netzwerke wie Facebook nicht, sagte Wolf.

Bollmann: "Text, Bild, Bewegtbild und Audio werden weiter verschmelzen"

Jörg Bollmann, Dirktor des GEP, warnte christliche Medienvertreter davor, unreflektiert technischen Neuerungen in der Medienwelt zu folgen: "Es ist ein Fehler, Verpackungen zu suchen nur um der Verpackung willen. Wir sollten das nur tun, wenn der Inhalt stimmt." Der Trend, dass Text, Bild, Grafik, Bewegtbild und Audio verschmelzen, werde allerdings unaufhaltsam weitergehen.

Neue Medien stellen Bollmann zufolge für die evangelische Publizistik eine besondere Herausforderung dar, weil diese traditionell im Printbereich zu Hause sei. "Die digitale Veränderungsdynamik zerrt an unseren Kräften", sagte der GEP-Direktor. Im vergangenen Jahr hätten konfessionelle Zeitschriften 2,2 Prozent ihrer Auflage verloren.

Kooperationen und Synergien sollen die evangelische "Markenqualität" halten

Evangelische Publizistik sei qualitativ sehr hochwertig und werde immer wieder ausgezeichnet, sagte Bollmann. Gleichzeitig seien die finanziellen Mittel begrenzt, um ihre Inhalte in neuen Medien umzusetzen. Deshalb werde es künftig verstärkt Kooperationen und Synergien brauchen, um die evangelische "Markenqualität" auch in den digitalen Medien halten zu können. Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie evangelisch.de.

Der christliche Medienkongress in Schwäbisch Gmünd mit über 200 Teilnehmern findet zum zweiten Mal statt. Veranstalter sind neben EKD und württembergischer Landeskirche mehrere evangelische Stiftungen, Verlage und Publizistikwerke. Der Kongress endet am Samstag.

epd