Nötig sei eine neue Solidarität zwischen Konsumenten und Produzenten, sagte Friebe, der Pastor der hannoverschen Landeskirche ist, zum Start der Grünen Woche in Berlin. Die Frage sei, ob Landwirte mit dem Argument der Nachfrage alles auf den Markt schieben und Verbraucher immer nur das billigste Produkt verlangen können. "Wir dürfen nicht vergessen, dass mit landwirtschaftlichen Produkten auch Geld verdient werden muss", sagte Friebe. Der evangelische Theologe ist Referent beim Kirchlichen Dienst auf dem Lande und hält im Gebiet seiner Landeskirche unter anderem den Kontakt zu Landwirten, Großproduzenten, Politik und Verbänden.
Eine große Herausforderung in der Landwirtschaft seien derzeit tierethische Fragen, sagte Friebe mit Blick auf die Skandale in Hähnchenmastbetrieben vor allem in Niedersachsen. Auch in größeren Ställen muss ein Tier in Würde leben können, forderte der Pastor. Zudem müsse die Gesellschaft ihr Verhältnis zu den Landwirten überdenken. Viele Bauern hätten das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Im Moment habe er das Gefühl, dass wegen der aktuellen Skandale alle Landwirte verdächtigt werden.
Der Pfarrer lebt auf dem Bauernhof und isst Selbstgeschlachtetes
Friebe achtet beim Fleischkonsum nach eigenen Angaben darauf, wer und wie das Fleisch produziert wird. "Natürlich esse ich noch Hähnchen, Geflügel und anderes Fleisch", sagt er. Auf dem Speiseplan stehe auch Selbstgeschlachtetes, sagte der Pfarrer, der mit seiner Frau auf einem Bauernhof lebt und 50 Heidschnucken hält.
Bei der diesjährigen Grünen Woche vom 20. bis 29. Januar in Berlin sind die großen christlichen Kirchen mit einem gemeinsamen Stand in Halle 3.2 vertreten. Am Samstag ist dort ein "LandKirchenTag" geplant, der mit einer Andacht (14 Uhr) eröffnet wird. Erwartet werden dazu unter anderem der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und Karl-Heinz Friebe. Im Raum der Stille auf dem Messegelände findet zudem täglich ein Mittagsgebet (12.15 Uhr) statt.