"Die Stars standen Schlange, um bei uns mitzuspielen"
James Bobin ist der Mann, der Sacha Baron Cohen mit "Da Ali G Show" berühmt machte. Mit den "Muppets" gibt Bobin sein Debüt als Kinoregisseur - und bekennt sich als glühender Fan der bunten Puppen.
17.01.2012
Die Fragen stellte Patrick Heidmann

Mr. Bobin, hinter "Die Muppets" stecken erkennbar Muppets-Enthusiasten. Seit wann sind Sie einer?

James Bobin: Ich bin in England aufgewachsen, wo ich als Kind mit großer Begeisterung die "Muppet Show" im Fernsehen guckte. Jede Woche, fünf Jahre lang. Für mich, wie überhaupt für viele Briten, war das immer eine englische Sendung. Denn sie wurde ja in London produziert und alle Folgen hatten im englischen Fernsehen ihre Erstausstrahlung. Ich fühlte mich diesen Puppen jedenfalls immer enorm verbunden.

Haben Sie sich also aktiv darum bemüht, beim Leinwand-Revival der Muppets dabei zu sein?

Bobin: Im Gegenteil, das ergab sich aus heiterem Himmel. Eines Tages hatte ich eine E-Mail meines Agenten im Postfach mit der Frage: Magst du die Muppets? Ich jedenfalls war sofort begeistert von der Idee, einen neuen Kinofilm mit den Muppets zu drehen, denn ich habe diese Jungs – und Piggy – wirklich vermisst.

Glauben Sie denn, dass die Muppets heutzutage auf Kinder, die ja in Kino und Fernsehen eine ganz andere Art des Erzählens gewöhnt sind, noch den gleichen Reiz ausüben wie in den 70ern und 80ern?

Bobin: Da bin ich mir sicher, nicht zuletzt, weil ich meine Tochter als Beispiel habe. Sie ist vier, und statt ihr einfach nur zu erzählen, wie toll die Muppets sind, habe ich ihr die alten Folgen der Show gezeigt. Und siehe da: Sie liebt sie, allen voran Miss Piggy.

"Das Publikum nicht
für dumm verkaufen"

 

Nun war es ja aber immer ein Markenzeichen der Muppets, dass sie eben nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene ansprechen. Wie haben Sie und die Drehbuchautoren den goldenen Mittelweg gefunden?

"Die Muppets"-Regisseur James Bobin. Foto: dpa/Paul Buck

Bobin: Man darf sein Publikum niemals bevormunden oder für dumm verkaufen. Das war eine der ersten Lektionen, die ich in meiner Karriere gelernt habe. Für mich bedeutet das in erster Linie, dass man seine Gags nicht im Hinblick auf eine bestimmte Zielgruppe schreiben darf. Ich mache nur das, was ich auch selbst witzig finde.

Einen besonderen Stellenwert haben in "Die Muppets" die Cameos unterschiedlichster prominenter Gäste. Dafür mussten Sie vermutlich nicht lange Klinken putzen, oder?

Bobin: Das kann man in der Tat nicht behaupten. Es gab überall großes Interesse an unserem Film, und besonders gefreut habe ich mich über all die Gäste, die schon auf eine Vergangenheit mit den Muppets zurückblicken konnten. Ich weiß, dass viele Fans auf Steve Martin gehofft hatten, aber das haute leider terminlich nicht hin. Dafür waren es allgemein nicht zuletzt die Leute aus dem Comedy-Bereich, die bei uns Schlange standen. Nirgends werden die Muppets so verehrt wie unter Komikern. Gerade in der Generation der 30- bis 40-jährigen sagt eigentlich jeder – egal ob Autor oder Stand-up –, dass er einen Großteil seiner humoristischen Prägung der "Muppet Show" verdankt.

Geführt von
unsichtbaren Stangen

 

Lassen Sie uns mal auf die praktischen Aspekte des Puppenspiels zu sprechen kommen. Haben Sie alle Stangen, mit denen die Arme und Beine der Puppen bewegt werden, nachträglich digital entfernt?

Bobin: Ja, wenn Sie irgendwo noch eine Stange entdeckt haben, dann ist das ein Fehler unsererseits. Darüber gab es gar keine Diskussionen, denn es gilt eigentlich schon ganz allgemein seit Anfang der 90er Jahre die Ansage, dass man bei keiner der Henson-Puppen mehr die Stangen sehen soll. Ich selbst finde es sehr nett, irgendwie angenehm altmodisch, dass man früher in der Show noch keine Möglichkeit hatte, diese Elemente des Puppenspiels zu verbergen. Aber ich verstehe auch, dass man sich dann für die nachträgliche Entfernung entschied, als die irgendwann technisch möglich und vor allem bezahlbar wurde.

Gab es, um noch einen Moment bei technischen Fragen zu bleiben, irgendetwas, das Sie mit den Muppets gerne gemacht hätten, was sich aber einfach nicht umsetzen ließ?

Bobin: Da fällt mir auf Anhieb nichts ein. Wobei das auch daran liegen könnte, dass ich mit dem Film ganz bewusst nicht auf große Aha-Momente gesetzt habe. Es gab in der Muppets-Geschichte beeindruckende Szenen, denken Sie nur an Kermit und die anderen auf ihren Fahrrädern in "Der große Muppet-Krimi". Das muss unglaublich aufwendig zu drehen gewesen sein. Heute würde das Publikum allerdings sofort davon ausgehen, dass alles aus dem Computer kommt. Darauf hatte ich keine Lust – beziehungsweise bei uns stand ohnehin ein schlichterer, handgemachter Erzählansatz im Vordergrund. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch ein paar Herausforderungen gab. Unsere Kidnapping-Szene – in der tatsächlich alles Puppenspiel und nichts CGI ist – war ziemlich kompliziert und zeitaufwendig.


Dieser Beitrag ist mit freundlicher Genehmigung der Ausgabe 1/2012 von epd-Film entnommen.