Mormonen fühlen sich in den USA diskriminiert
In den USA liegt zwar der Mormone Mitt Romney bei den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen derzeit vorne, doch fühlen sich nach einer repräsentativen Umfrage unter US-amerikanischen Mormonen viele seiner Glaubensgenossen offenbar benachteiligt

So erklärten 46 Prozent der Befragten der Umfrage, sie würden wegen ihres Glaubens diskriminiert. Zwei Drittel der Mormonen hätten das Gefühl, sie seien Außenseiter in den Augen der meisten anderen Bürger, berichtete das Washingtoner Meinungsforschungsinstitut "Pew Forum".

Mormonen machen etwa zwei Prozent der US-Bevölkerung aus. Mitt Romney wäre der erste mormonische Präsident, wenn er gewählt würde. Die 1830 gegründete "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" war in der Vergangenheit oft umstritten. Die viertgrößte US-amerikanische Glaubensgemeinschaft befürwortete in ihren Anfängen im 19. Jahrhundert die Vielehe.

Mormonen sind konservativer als der amerikanische Durchschnitt

Bei den meisten Mormonen prägt nach eigenen Aussagen der Glaube das Leben: 77 Prozent sagten in der Umfrage, sie gingen mindestens einmal in der Woche in den Gottesdienst. 79 Prozent opferten der Gemeinschaft zehn Prozent ihres Einkommens. 97 Prozent der befragten Mormonen erklärten, sie seien Christen. Die Gesamtbevölkerung und viele Theologen sehen das allerdings anders. Besonders evangelikale Christen halten das Mormonentum für einen Kult. Die Lehre der Mormonen gründet sich auf die Bibel, die angeblich unvollständig ist, und das Buch Mormon, das Gründer Joseph Smith (1805-1844) von einem Engel erhalten haben will.

[listbox:title=Mehr zu Mormonen[Die "Kirche Jesu Christi" sieht sich selbst als wiederhergestellte Form des Neuen Testaments. Ihre Mitglieder glauben, dass Gott weiterhin zu den Menschen spricht und sich in Offenbarungen zeigt, unter anderem an Kirchengründer Smith 19. Jahrhundert. Der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zufolge ist die mormonische Lehre mit der biblisch-christlichen Theologie nicht vereinbar. Nach Auffassung der ökumenischen Kirchen ist sie weder eine christliche Kirche noch eine Sekte, sondern vielmehr eine Mischform aus mehreren Religionen.]]

Wie aus der Unfrage weiter hervorgeht, stehen die Mormonen politisch weiter rechts als der amerikanische Durchschnitt. Zwei Drittel sagten, sie seien konservativ. Drei Viertel gaben an, republikanisch zu wählen. Drei Viertel der US-amerikanischen Mormonen sind demnach in der Glaubensgemeinschaft aufgewachsen, ein Viertel bekehrte sich zum Mormonentum. Präsidentschaftskandidat Romney hat hohe mormonische Ämter bekleidet. 1981 bis 1986 war er Bischof einer Gemeinde, und von 1986 bis 1994 Präsident des "Pfahls" von Boston (US-Bundesstaat Massachusetts). Ein "Pfahl" ist ein Verband vom Gemeinden, vergleichbar mit einer Diözese.

Bei der Umfrage wurden 1.019 mormonische US-Bürger befragt. 56 Prozent von ihnen sagten, die USA seien wohl bereit, einen Mormonen zum Präsidenten zu wählen. In den USA gelten die Mormonen als die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft. Größer sind derzeit noch die katholische Kirche, der Südliche Baptistenverband und die Methodisten.

epd